Erfurt. Neue Kunden der Sparkasse Mittelthüringen, die Geld über eine bestimmte Höhe hinaus auf Girokonten anlegen, müssen eine Gebühr zahlen.

Die Sparkasse Mittelthüringen reagiert auf die Minuszinsen der Europäischen Zentralbank und berechnet Neukunden ab einer bestimmten Einlagenhöhe Gebühren.

„Wir müssen uns gegen den enormen Mittelzufluss zur Wehr setzen, den wir schon im Vorjahr aber noch einmal verstärkt seit Jahresbeginn 2020 erleben“, sagt David Maisel. Trotz der Tatsache, dass man mit einem Plus von 56 Prozent bei den Kundenkrediten im letzten Geschäftsjahr ein Ergebnis erzielen konnte, das weit über dem branchenüblichen Schnitt von 30 Prozent liege, seien die Kundeneinlagen sogar um 80 Prozent angestiegen.

Dieses Delta habe man über die Jahre der Niedrigzinsphase zugunsten der Kunden ausgepuffert, was sich in den Bilanzen des Kreditinstitutes niederschlug, so Maisel. Jetzt müsse man reagieren, um den Zinsverlust in Grenzen zu halten.

Während für bestehende Konten bei der Sparkasse Mittelthüringen alles unverändert bleibt, wird für neue Konten ein Verwahrentgelt erhoben. Diese liege – auf dem Niveau, welches auch die Sparkasse für ihre Anlagen an die Zentralbank zahlen muss – bei -0,5 Prozent. „Allerdings haben wir Freibeträge vorgesehen“, so Maisel. Sie liegen bei Girokonten bei 20.000 Euro und bei Sparkonten bei 50.000 Euro.

Auf Einlagen über 70.000 Euro hinaus, werden Gebühren fällig. „Unsere Berater werden jedem Neukunden alternative Anlageformen für ihr Geld anbieten“, sagte Maisel.

Mit der Neuregelung reagiert die – nach der Bilanzsumme größte Sparkasse in Thüringen – nach eigenen Angaben auf die Negativzinsen auf private Konten bei Mitbewerbern und eine daraus resultierende Umorientierung von Anlegern auf die Sparkasse.

Durch die eingeführten Freibeträge reduziere sich der Kreis der betroffenen Kontoinhaber aber noch einmal erheblich. Würde man Bestandskonten einbeziehen, was derzeit ausdrücklich nicht geplant ist, wären von 164.000 Haushalten mit Giro- und Sparkonto bei der Sparkasse lediglich rund 7000, also etwa zwei Prozent betroffen.

Leitartikel: Umdenken notwendig