Föritztal. In Südthüringen entwickelt man Wasserstofftechnologien. Die Umweltministerin informiert sich über den Stand der Forschung.

Während derzeit viele beim Umbau der Autobranche auf das Elektrofahrzeug schauen, hat man sich im Süden des Freistaates die Brennstoffzelle als den Antrieb des Zukunft auserkoren.

„Wir wollen Südthüringen zur Modellregion der Wasserstoffnutzung machen“, versicherte der Geschäftsführer der Firma Kumatec Sondermaschinenbau & Kunststoffverarbeitung GmbH, Joachim Löffler, gestern in Föritztal.

Er sieht den Wasserstoff als einen zentralen Baustein der künftigen Energieversorgung weltweit. Man habe als Unternehmen bereits zwölf Jahre geforscht an den Zukunftsthemen, wie den – für die Energiewende dringend benötigten – Energiespeichern. Wasserstoff biete eine Lösung nicht nur für den Umbau unserer Mobilität, er eigne sich auch als Basis für die Elektroenergie, die Wärmeerzeugung und als Grundstoff für die Chemiebranche, versicherte Löffler.

Die Kumatec, die inzwischen zum börsennotierten US-Unternehmen AVX, einer Tochter des Kyocera-Konzerns gehört, hat sich auf Entwicklung und Bau von Elektrolyseuren spezialisiert, die den Wasserstoff in Wasser und Sauerstoff aufspalten.

Die Technologie sei bekannt, schon in DDR-Zeiten habe man sie für die synthetische Herstellung von Benzin in Leuna eingesetzt, so Löffler. „Diese alte Technologie, habe man an den heutigen Stand der Technik angepasst. Er denke an die Nutzung des Wasserstoffs als Speicher für die Energie von Sonnen- und Windkraftwerken in unterirdischen Kavernen oder im Gasleitungsnetz. Im früheren Stadtgas war Wasserstoff laut Löffler bereits enthalten. Erst mit der Umstellung auf Erdgas im Leitungsnetz habe man dafür neue Ventile eingebaut. Die ließen sich wieder austauschen, ist der Unternehmer überzeugt.

Das große öffentliche Interesse an der ersten Wasserstoffkonferenz vor ein paar Tagen in Erfurt belege die Bedeutung dieses Themas, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund (Grüne) bei ihrem Unternehmensbesuch in Südthüringen.

Allerdings hätten dort auch einige Experten wiederholt davor gewarnt, „dass die globalen Entwicklungen an uns vorbeiziehen und wir die Spitzenposition der technologischen Entwicklungen verlieren könnten“, sagte Siegesmund.

Tatsächlich könne man in Japan und Kalifornien erleben, wie rasant die Entwicklung voranschreitet. Letztlich seien neue Technologien immer auch von der Akzeptanz in der Bevölkerung abhängig. Wie die Probefahrt eines Wasserstoffzuges im Schwarzatal – die mit enormer Resonanz und zahlreichen Menschen an der Strecke begleitet wurde – belege, sei diese Akzeptanz erreichbar. „Wir haben die Gelegenheit genutzt und die Machbarkeitsstudie für den Zug auf der Strecke vorgestellt“, sagte Siegesmund.

Der Zug werde ab dem Jahr 2021 auf der Probestrecke im Schwarzatal rollen, zeigte sich die Ministerin überzeugt. Derzeit führe die Bahn dazu eine Voruntersuchung durch, das Land fördere diese mit 85.000 Euro.

„Es wird viel gefördert in Deutschland, aber man sieht nicht immer die Erfolge“, kritisierte Löffler die Konzentration der Mittelvergabe an große Konzerne. Man sollte auch die innovativen Mittelständler unterstützen. „Dabei müssen wir die Menschen mitnehmen, ihnen zeigen, dass es funktioniert und damit die Leute überzeugen“, erläuterte Löffler.

Als Zulieferer der Autobranche sehe man die batterieelektrischen Fahrzeuge nicht als Lösung der Mobilitätsfrage. Thüringen sei ein Flächenland, in dem man Autos benötige, damit die Menschen mobil bleiben. „Wir haben hier Kälte im Winter und wir haben Berge, da stoßen die Elektroautos schnell an ihre Grenzen“, sagte Löffler.