Gotha. Der Chef vom Hotel Lindenhof setzt auf Qualitätsangebote für Gäste und erzielt damit ordentliche Erlöse. Die Mitarbeiter-Bindung wird großgeschrieben.

Mit einem Preis würdigen Thüringer Allgemeine und Industrie- und Handelskammer Erfurt beispielhafte unternehmerische Leistungen. In diesem Jahr stehen Unternehmen mit Verantwortung im Mittelpunkt. Es geht um faire Geschäftspraktiken, mitarbeiterorientierte Personalpolitik, den sparsamen Einsatz von Ressourcen, den Schutz von Klima und Umwelt oder das Engagement in der Region. Regelmäßig stellen wir ein Unter- nehmen vor. Zum Abschluss haben die Leser das Wort und wählen den „Preisträger des Jahres“.

Die Bilder in einem langen Gang des Hauses in Gotha lassen Betrachter aufhorchen. „Was, die war auch schon bei Ihnen“, entfährt es immer wieder Gästen, denen man das Staunen und den Respekt ansehen kann. Olympiasiegerin Katarina Witt, Fußballmanager Rainer Calmund, Schlagerstar Howard Carpendale, Schauspielerin Monika Gruber, die Sportmoderatoren Marcel Reif und Waldemar Hartmann, der Bayern-Boss Uli Hoeneß und der langjährige Bayern-Doktor Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt – sie alle haben schon im Saal des Hotels „Der Lindenhof“ in Gotha auf dem großen Ohrensessel Platz genommen und sich zwei Stunden lang den Fragen von Hoteldirektor Olaf Seibicke gestellt.

Seiner Einladung folgten auch die Starköche Alfons Schubeck und Johann Lafer und am vergangenen Samstag war Schauspieler und Naturschützer Hannes Jaenicke der prominente Gast der Veranstaltungsreihe „Ein Abend mit...“ im Gothaer Hotel.

Die habe er sich vor einigen Jahren einfallen lassen, um auf sein Haus aufmerksam zu machen, erinnert sich Seibicke an den Anfang im Jahr 2008. „Wir liegen nicht im Zentrum von Erfurt oder direkt am idyllischen See und müssen also mit anderen Ideen punkten und Gäste ins Haus holen.

Wobei die Lage durchaus für das Hotel spricht. Nur ein paar Minuten Fußweg vom Stadtzentrum von Gotha entfernt, aber dennoch „in einer so ruhigen Gegend, dass sie problemlos bei offenem Fenster schlafen können“, so der Hotelchef.

Er habe sich bei seinem Amtsantritt als neuer Direktor des Hauses in Gotha nicht träumen lassen, dass er hier zwei Jahrzehnte später immer noch arbeitet, erinnert sich Seibicke an die Zeit davor. Da habe er stets nach zwei, drei Jahren eine neue Herausforderung gesucht. „Das ist aber normal zum Start eines Berufslebens, gerade in unserer Branche“, sagt Seibicke.

Er ist stolz auf sein Team – seine 41 Mitarbeiter – darunter allein sieben, die täglich aus Erfurt nach Gotha pendeln. Das müssten die angesichts des Fachkräftemangels in den Häusern der Landeshauptstadt ganz sicher nicht tun, weiß der Hotelchef. Das spreche letztlich für ein gutes Arbeitsklima im Haus.

Und Seibicke unternimmt einiges dafür, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen. So wird im Lindenhof ein Lohn gezahlt, der über dem Tarif liegt. Urlaubsgeld für die Beschäftigten sei selbstverständlich. „Den Küchenchef, der auch aus Erfurt kommt, habe ich gerade mit einem Dienstwagen ausgestattet, um ihm den Arbeitsweg zu erleichtern“, so Seibicke. Den Mann wolle er auf keinen Fall verlieren, er bewundere seine stoische Ruhe selbst in den stressigsten Momenten.

Olaf Seibicke konnte für seine Arbeit erst jüngst einen Preis entgegennehmen. Über die Auszeichnung des Hotel- und Gaststättenverbandes als Hotelier des Jahres habe er sich gefreut, weil sie dem Ansehen des Hotels nutze. Und mit dem Preisgeld hat der Chef sein Team zum Mittagessen in ein renommiertes Hotel in Baden-Baden eingeladen. Auch das sei wichtig für ein gutes Klima im Haus.

Rund zwei Millionen Euro investierte man in die Erneuerung der Zimmer. Denn nur wenn die Qualität des Angebotes stimmt, könne man auch angemessene Preise verlangen, ist Olaf Seibicke überzeugt. Viele Hoteliers in Thüringen setzten auf Masse statt Qualität. Das räche sich, so der Branchenkenner. Die Erlöse vieler Häuser seien zu gering, in der Folge gebe es einen Investitionsstau, der auch den Gästen nicht verborgen bleibt. „Wir müssen selbstbewusster auftreten und für gute Angebote auch vernünftige Preise verlangen“, sagt Seibicke.

Bei der jüngsten Neugestaltung der Zimmer hat man für eines besonders viel Geld in die Hand genommen. „Die behindertengerechte Einrichtung hat rund 30.000 Euro extra gekostet“, so Seibicke. Breitere Türen gibt es in anderen Häusern auch, aber mit dem elektrisch höhenverstellbaren Toilettensitz und Waschtisch, unter den ein Rollstuhlfahrer fahren kann, unterscheidet man sich sichtlich von anderen Hotels.

Als Ehrenmitglied im Gothaer Verein für Behinderte liegen ihm deren Anliegen ganz besonders am Herzen, versichert Seibicke. Bei der Einrichtung des Zimmers habe er Rollstuhlfahrer gebeten, alles mit zu planen, die wüssten worauf es ankommt. Den Verein unterstützt auch das Hotel immer wieder.