Gera. Den Handwerksbetrieben in Thüringen geht es gut. Die Auftragsbücher sind voll. Fehlende Fachkräfte sorgen jedoch für lange Wartezeiten bei den Kunden.

Thüringens Handwerksbetrieben geht es wirtschaftlich gut, allerdings bereiten fehlende Fachkräfte vielen Firmenchefs Sorgen und führen zu längeren Wartezeiten für die Kunden. Die Auftragsbücher seien voll, bis zu vierzehn Wochen müsse man auf einen Handwerker warten.

Noch immer wählen zu viele Jugendliche im Freistaat eine akademische Bildung, sagte der Präsident des Thüringer Handwerkstages, Stefan Lobenstein, am Donnerstag in Gera. Er war zuvor auf der Mitgliederversammlung einstimmig in seinem Amt bestätigt worden. Der Mangel an Bewerbern führe auch dazu, dass viele Handwerker keine Nachfolger finden. Allerdings sei die Talsohle durchschritten, sagte Lobenstein. Im Vergleich zum Jahr 2016 sei die Zahl der Bewerber um eine Lehrstelle wieder um zehn Prozent angestiegen.

Bei der turnusmäßigen Neuwahl des Präsidiums trat die Erfurter Friseurmeisterin und Landesinnungsmeisterin der Friseure, Sybille Hain, nicht erneut zur Wiederwahl als Vizepräsidentin an. Sie wird im Sommer kommenden Jahres ihr Geschäft in der Landeshauptstadt an einen Nachfolger übergeben und zieht sich bis dahin schrittweise aus ihren Ehrenämtern zurück. Stefan Lobenstein dankte ihr für die jahrelange Mitarbeit in den Gremien.

Meisterprämie für 36 Absolventen der Kurse

Zum neuen Vizepräsidenten wählte die Versammlung den Landesinnungsmeister Holz und Kunststoff, Patrick Taubald, zum Vizepräsidenten. Der Erfurter war nicht anwesend, nahm die Wahl aber telefonisch an.

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Handwerkstages überreichte Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) feierlich die Meisterprämien in Höhe von jeweils 1000 Euro an 36 Absolventen der Meisterkurse. Ausgezeichnet werden jeweils die besten Meisterprüfungsabsolventen der Gewerke in jedem der drei Thüringer Handwerkskammerbezirke. Insgesamt hatten im vergangenen Jahr 397 Gesellen im Freistaat ihre Meisterprüfungen abgelegt.

Mit der „Meisterprämie“ setze das Land ein besonderes Zeichen der Wertschätzung für das Handwerk und schaffe zugleich einen Anreiz für herausragende Leistungen in der Meisterausbildung. Meister sind die Unternehmer und Führungskräfte im Handwerk – sie stehen für Qualität, Innovationskraft, aber auch für die hohe Ausbildungsleistung, die das Handwerk in Thüringen erbringt“, erklärte Tiefensee.

So befanden sich im Thüringer Handwerk Ende 2018 insgesamt 6874 Lehrlinge in der Ausbildung, allein im vergangenen Jahr wurden 2863 Ausbildungsverträge neu abgeschlossen.

Als Wirtschaftsminister habe er sich stets für den Erhalt des deutschen Meisterbriefs eingesetzt, betonte der Minister. „Deshalb unterstütze ich ausdrücklich auch die derzeitigen Bestrebungen auf Bundesebene, in mehreren Gewerken die Meisterpflicht wieder einzuführen“, erklärte Tiefensee.

Das Thüringer Handwerk begrüßt diese Ankündigung ebenfalls, allerdings gehe sie nicht weit genug, so Stefan Lobenstein. Vor Jahren sei der Meisterbrief in 53 Gewerken abgeschafft worden, jetzt komme er in lediglich 12 zurück. Von der Landesregierung fordert das Handwerk noch mehr finanzielle Unterstützung für die Meister. So bekomme etwa in Mecklenburg-Vorpommern jeder Meister eine Prämie in Höhe von 3000 Euro, sagte Manfred Scharfenberger vom Vorstand des Handwerkstages.