Stadtroda. Die Politik schläft, sagt Verbandschef Michael Grolm mit Blick auf die heimischen Agrarbetriebe. Derweil plädieren die Grünen für ein Moratorium beim Verkauf ehemaliger LPG-Flächen.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) übt scharfe Kritik an der Thüringer Landesregierung. Außer Ankündigungen habe Rot-Rot-Grün nichts vollbracht, um zu verhindern, dass heimische Agrarbetriebe durch branchenfremde Kapitalanleger aufgekauft würden, sagte der Vorsitzende der AbL Mitteldeutschland, Michael Grolm, bei einer Veranstaltung der Thüringer Grünen in Stadtroda, die der Frage „Wem gehört das Land?“ nachging.

„Die Politik schläft“, sagte der Tonndorfer Berufsimker Grolm. Erst jetzt, kurz vor den Wahlen, werde das Thema offenbar wieder interessant für die Politik.

Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Olaf Müller, hatte vor einer Woche mitgeteilt, dass seine Fraktion ein Agrarstrukturreformgesetz für die nächste Legislatur vorbereite. Ursprünglich war geplant, bis zu den Landtagswahlen im Herbst ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das einen unkontrollierten Handel mit Agrarbetrieben unterbinden soll.

Nicht einmal im eigenen Zuständigkeitsbereich habe das Landwirtschaftsressort von Birgit Keller (Linke) etwas unternommen, um Junglandwirte zu unterstützen, kritisierte Grolm. „Wir in Thüringen sind in der Situation, dass systematisch junge Leute nicht an Land kommen können.“ Dabei könnte das Land Thüringen zumindest für die 10.000 Hektar, die es besitzt, Vergabekriterien mit einem Fokus auf Junglandwirte einführen – „auch noch in dieser Legislatur“.

Uwe Große: „Mehr Respekt für die harte und aufopferungsvolle Tätigkeit“

Unstrittig ist, dass Finanzinvestoren seit der Finanzkrise vor zehn Jahren immer mehr Agrarbetriebe kaufen. Diese gelten als stabile Kapitalanlage. Infolge erhöhter Nachfrage hätten sich die Bodenpreise in Thüringen in 14 Jahren verdoppelt, sagte Grünen-Agrarexperte Olaf Müller.

Investoren, die Steuerschlupflöcher ausnutzten und zugleich Agrarsubventionen einstrichen, die für landwirtschaftliche Produktion gedacht sind, seien „ein Problem für den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, kritisierte die Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, in Stadtroda.

Ein „Riesenproblem“ sei, dass die staatliche Bodenverwertungs und -verwaltungsgesellschaft (BVVG) einstige LPG-Flächen immer noch mit dem Ziel des Maximalprofits verkaufe. Nur drei Prozent der BVVG-Flächen seien an Thüringer Jungbauern veräußert worden. Göring-Eckardt forderte, Jungbauern-freundliche Verkaufskriterien zu schaffen und erst danach den Verkauf fortzusetzen.

Gegen ein solches Moratorium bei den wenigen BVVG-Restflächen sprach sich der Vizepräsident des Thüringer Bauernverbands, Uwe Große, aus. Er forderte „mehr Respekt und Verständnis für die harte und aufopferungsvolle Tätigkeit“ in der Landwirtschaft. Zudem müsse die Ertragssituation verbessert werden. Nur dann seien heimische Landwirte in der Lage, mit branchenfremden Investoren zu konkurrieren.