Erfurt. Zu hohe Hürden: Bislang haben nicht einmal 1000 Unternehmen aus Thüringen die Corona-Überbrückungshilfen des Bundes von bis zu 150.000 Euro beantragt.

In Thüringen hat bisher nur ein Bruchteil der Unternehmen die Corona-Überbrückungshilfe des Bundes beantragt. Wie ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums dem Sender MDR Thüringen sagte, hätten bisher nur 934 Unternehmen einen Antrag auf Förderung gestellt. 540 von ihnen hätten bereits eine Zusage erhalten, 282 Anträge würden derzeit noch bearbeitet. Insgesamt seien, so das Wirtschaftsministerium, bis jetzt 7,4 Millionen Euro an Überbrückungshilfe ausgezahlt worden.

Hohe Hürden für Beantragung

Grund für das bisher scheinbar geringe Interesse könnten die hohen Hürden in den Förderrichtlinien für die Unternehmen sein. So sind nur diejenigen antragsberechtigt, die im April und Mai dieses Jahres einen Umsatzrückgang von mindestens 60 Prozent im Vergleich zu den Vorjahresmonaten zu verzeichnen hatten. Auch wird die Überbrückungshilfe nur dann gezahlt, wenn zudem die Umsatzausfälle von Juni bis August mindestens 40 Prozent betrugen. Hier hat das Land Thüringen bereits nachjustiert und den Wert auf 30 Prozent gesenkt. Außerdem sei das Antragsverfahren insgesamt aufwändig.

Corona-Soforthilfe war deutlich gefragter

Zum Vergleich: Für die Corona-Soforthilfe wurden in Thüringen etwa 52.000 Anträge bewilligt und dafür circa 312 Millionen Euro zugesagt. Allerdings sei hier, so der Sprecher des Wirtschaftsministeriums, das Antragsverfahren deutlich einfacher gewesen. „Wir gehen davon aus, dass jetzt, wo feststeht, dass das Überbrückungshilfeprogramm bis Ende 2020 verlängert wird, die Zahl der Anträge noch einmal stark steigen wird“, so der Sprecher. Grund dafür sei, dass die Unternehmen nun genau angeben könnten, wie viel sie in den Monaten Juni bis August erwirtschaftet hätten. Vorher konnten sie nur mit Schätzwerten arbeiten.

Meiste Anträge aus dem Gastgewerbe

Die meisten Anträge für Überbrückungshilfen stellten bisher Unternehmen aus dem Gastgewerbe (243), gefolgt von Firmen, die sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen erbringen wie Reisebüros und Messeveranstalter (199) und Unternehmen aus Kunst, Unterhaltung und Erholung (138). Dazu zählt auch das Schaustellergewerbe im Freistaat.

Wie Michael Bang, Vorsitzender des Thüringer Schaustellerfachverbands MDR Thüringen sagte, hätten fast 90 Prozent der Schausteller die Überbrückungshilfe beantragt. Allerdings, so Bang, sei diese nicht wirklich eine Hilfe, denn private Ausgaben könnten von dem Geld nicht getätigt werden. „Wenn wir zwei Wochen auf einem Festplatz stehen, erwirtschaften wir in dieser Zeit alles: Platzmiete, Lohn für Mitarbeiter, laufende Kosten und eben auch unser Essen“, rechnet Bang vor.

Schausteller stark gebeutelt

Gerade Schausteller seien von der Corona-Pandemie stark gebeutelt. Die Lage sei katastrophal, zumal keiner sagen könne, wann es wirklich mit dem Geschäft weiter geht. Sollten die Weihnachtsmärkte doch noch abgesagt werden bzw. nur in eher kleinem Rahmen stattfinden, geht der Vorsitzende davon aus, dass im kommenden Jahr 40 Prozent der insgesamt 100 Schaustellerbetriebe in Thüringen Insolvenz beantragen müssen.

Pauschale für Lebenshaltungskosten in Thüringen

Die Unternehmen können über einen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer für insgesamt drei Monate Förderung beantragen. Die Corona-Überbrückungshilfe des Bundes kann maximal 150.000 Euro betragen. Der Freistaat Thüringen hatte das Programm relativ schnell mit eigenen Maßnahmen ergänzt, und etwa für Soloselbstständige eine Pauschale für Lebenshaltungskosten eingerichtet.