Industrie- und Handelskammer Erfurt und Thüringer Allgemeine würdigen auf dem Erfurter Wirtschaftskongress gelungene Unternehmensübergaben an die Nachfolger.

Auf einer Festveranstaltung mit rund 400 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wurde Donnerstagabend im Parksaal des Steigerwaldstadions in Erfurt der diesjährige Wirtschaftspreis der Industrie- und Handelskammer (IHK) Erfurt und der Thüringer Allgemeinen verliehen.

„Die Regelung der Unternehmensnachfolge stellt die regionale Wirtschaft vor wachsende Herausforderungen. So erreichen in den nächsten fünf bis zehn Jahren viele Gründer aus der Wendezeit das Ruhestandsalter“, erläuterte IHK-Hauptgeschäftsführer Gerald Grusser das Anliegen der Initiatoren. Vor diesem Hintergrund habe man in den zurückliegenden Monaten gemeinsam mit der Thüringer Allgemeinen in der Fortsetzung des TA-IHK-Wirtschaftspreises aus dem Vorjahr dieses Mal regionale Beispiele erfolgreicher Unternehmensübernahmen aus unterschiedlichsten Branchen präsentiert.

„Die elf Unternehmen aus Thüringen, die wir vorgestellt haben, kennen viele unserer Leser – sie sind regional verwurzelt“, erklärte TA- Chefredakteur Johannes M. Fischer. Gemeinsam mit IHK-Hauptgeschäftsführer Grusser, dem Geschäftsführer der Mediengruppe Thüringen, Michael Tallai, und dem Wirtschaftsdezernenten von Erfurt, Steffen Linnert, nahm er die Auszeichnung der drei erfolgreichen Unternehmer aus Eisenach, Anrode im Unstrut-Hainich-Kreis und aus Erfurt sowie des Gewinners des Leserpreises vor.

Den in diesem Jahr erstmals verliehenen Sonderpreis der Thüringer Aufbaubank überreichte deren Vorstandschef Matthias Wierlacher an den Unternehmer Georg Pfaff.

Der Inhaber und Chef des deutschen Textilunternehmens Trigema, Wolfgang Grupp, appellierte in seinem Vortrag an die Unternehmer und Manager, ihre Verantwortung für die Region und für die Gesellschaft nicht aus dem Blick zu verlieren.

Der Abend, der zugleich der feierliche Abschluss des Erfurter Wirtschaftskongresses „Erwicon“ war, klang mit Gesprächen der anwesenden Unternehmer und der Ankündigung einer neuerlichen Preisausschreibung für das kommende Jahr aus.

Platz 1: Firma Lindig in Krauthausen bei Eisenach

Die Traditionsfirma Lindig Fördertechnik in Krauthausen ist ein Familienbetrieb, den Sven Lindig in der vierten Generation fortführt.

Letztlich sei es auch die Neuausrichtung des Unternehmens durch den Vater gewesen, die die Firma für ihn interessant machte, sagt Sven Lindig. Vater Manfred wagte nämlich im Jahr 1990 einen Neustart der Gesellschaft als Vertragspartner für Gabelstapler der Marke Linde. „Damit hatte unsere Firma einen starken Partner an ihrer Seite“, sagt der heutige Geschäftsführer Sven Lindig und verweist darauf, dass die Mitarbeiterzahl schon bis zu seinem Amtsantritt als Firmenchef im Jahr 2011 auf 159 angewachsen war.

In den folgenden sechs Jahren unter seiner Führung hat Sven Lindig die Zahl der Beschäftigten noch einmal fast verdoppelt. Inzwischen zählt die Lindig Fördertechnik GmbH über 300 Beschäftigte. Die sind an mittlerweile sechs Standorten in Deutschland präsent. So finden die Kunden die Arbeitsbühnen und Gabelstapler sowie die Experten von Lindig dafür auch in Erfurt, Suhl, Wernigerode, Kassel und Göttingen.

Sven Lindig hat den Eisenacher Familienbetrieb mit seinem Team, für das er dankbar ist, weiterentwickelt. Schrittweise wurden neue Geschäftsfelder erschlossen. Dazu zählen sicher auch die Luftfahrtaktivitäten auf dem Eisenacher Flugplatz Kindel, die weitere Arbeitsplätze schaffen. Hier bauen die Mitarbeiter in den Hallen Leichtflugzeuge und Tragschrauber für Kunden auf der ganzen Welt.

Platz 2: Gasthaus Lengefelder Warte in Anrode

Mit einer „sanften Revolution auf der Speisekarte“ war der Firmenübergang im traditionellen Gasthaus „Lengefelder Warte“ verbunden. Das müsse schrittweise geschehen und man müsse die Gäste dabei mitnehmen, versichert die vierte Generation der Familie Sander, Christian (links) und Bruder Stefan (Mitte). Beide haben eine gastronomische Ausbildung erfolgreich absolviert und danach in Hotels und Restaurants weltweit gearbeitet. Der Kontakt zu den Eltern und deren Unternehmen riss dabei nie ab. Mit dem erworbenen Wissen bereichern die beiden Söhne nun das Angebot des Thüringer Wirtshauses.

Bislang gibt der Erfolg ihnen recht, die neuen Menüs kommen gut an, bestätigt Vater Ulrich Sander (rechts). Gestern konnte die Familie den Preis für den zweiten Platz entgegennehmen.

Platz 3: Reisebüro Wache in Erfurt

Mehr als ein Vierteljahrhundert stand Charlotte Wache (links) an der Spitze der Erfurter Firma, führte die drei Geschäfte und die neun Mitarbeiter und erwarb sich mit ihnen das Vertrauen einer wachsenden Stammkundschaft.

Von der Reiselust, aus der Charlotte Wache ihren Beruf gemacht hatte, war offenbar auch bei der Tochter etwas hängengeblieben.

In Bayreuth, wo sie mit ihrer Familie ihren Lebensmittelpunkt gefunden hat, arbeitete Katja Wintzer nach dem Studium in mehreren beruflichen Stationen. Nach einem weiteren Studium im Tourismusmanagement stand fest, dass Katja Wintzer das Lebenswerk der Mutter fortführt.

Katja schnupperte zunächst in das Tagesgeschäft in den Büros hinein, begann sich schrittweise einzuarbeiten. Zum Jahresstart 2017 übergab Charlotte Wache dann die volle Verantwortung für die Firma und deren Beschäftigte an ihre Tochter.

Sonderpreis der Aufbaubank: Bauernhofeis Pfaff, Dermbach

In Dermbach in der Rhön hat sich Georg Pfaff in diesem Jahr seinen Traum erfüllt. Er eröffnete sein eigenes Café.

Das sei sein Plan gewesen, schon als er vor sechs Jahren in den Familienbetrieb einstieg, berichtet Mutter Birgit. Sie hat die Firma Bauerhof Eis Pfaff im Jahr 2004 gemeinsam mit ihrem Mann Holger gegründet.

Zunächst als Nebenerwerb zur bäuerlichen Landwirtschaft. „Wir hatten Milchkühe und meine Eltern haben nach Möglichkeiten gesucht, die eigene Milch weiterzuverarbeiten“, so Georg Pfaff.

So sei die Idee mit dem Speiseeis entstanden. Begonnen habe alles mit einer kleinen Eismaschine auf dem eigenen Bauernhof. Heute beliefert man diverse Supermärkte mit dem Eis.

Leserpreis der Thüringer Allgemeine: Andreas Bartel

Aus mehr als 1000 Teilnehmern der Abstimmung über die diesjährigen Preisträger wurde TA-Leser Andreas Bartel aus Elxleben als Gewinner des Leserpreises gezogen. Er erhielt einen Reisegutschein.

600 Firmen stehen jährlich in Thüringen vor einer Übergabe

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