Erfurt. Was Wohnen kosten darf, ist für viele Menschen eine wichtige Frage. Trotzdem heißt es aus der Thüringer Wohnungswirtschaft, es gebe dringendere Probleme als die Debatte über einen Mietdeckel im Freistaat.

Die Thüringer Wohnungswirtschaft dringt auf eine höhere staatliche Unterstützung. «Wir brauchen 150 Millionen Euro Förderung pro Jahr», sagte der Direktor des Verbands der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw), Frank Emrich, am Mittwoch auf einer digitalen Verbandsversammlung. Dass die Wohnungsunternehmen derzeit 50 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt erhielten, könne nur ein erster Schritt bei der Förderung der Unternehmen sein. «Wir brauchen mehr.» Die Mitgliedsunternehmen bräuchten diese Hilfe, um zum Beispiel in Klimaschutz oder Barrierefreiheit investieren zu können.

Ein zentrales Problem sei, dass bei der Bauförderung des Landes noch mit Baupreisen von 2016 kalkuliert werde, sagte Emrich. Inzwischen seien diese Preise allerdings deutlich gestiegen, so dass mit dem Fördergeld heute weniger gebaut werden könne als in den vergangenen Jahren.

Thüringens Bauminister Benjamin-Immanuel Hoff erklärte auf der Tagung, er könne grundsätzlich verstehen, dass die Unternehmen mehr staatliche Unterstützung wollten. Doch die Schuldenbremse mache es unmöglich, alle Ausgabenwünsche zu berücksichtigen. Man müsse auch über den Sinn der Schuldenbremse sprechen, sagte der Linke-Politiker.

Im Verband der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft haben sich unter anderem etwa 180 Wohnungsunternehmen zusammengeschlossen. Viele der Unternehmen gehören Kommunen oder sind genossenschaftlich organisiert. Etwa jeder zweite Mieter in Thüringen wohnt nach Verbandsangaben bei einem dieser Mitgliedsunternehmen.

Auf der Verbandsversammlung warnte Emrich davor, Themen aus Großstädten wie Berlin zu zentralen Wahlkampfthemen in Thüringen zu machen. «Lassen Sie uns auf Thüringen schauen», sagte er. Eine Auseinandersetzung um einen Mietendeckel wie in der Bundeshauptstadt sei in Thüringen ebenso wenig sinnvoll wie eine Mietpreisbremse. Die Durchschnittsmiete in den etwa 265.000 vtw-Wohnungen liege bei 5,17 Euro pro Quadratmeter. Dagegen brauche Thüringen Lösungsansätze, um den steigenden Leerstand auf dem Land zu bewältigen. Schon heute stünden dort etwa 20.000 Wohnungen leer. Bei der Hälfte von ihnen sei absehbar, dass sie nie wieder bewohnt würden.

Hoff dagegen erklärte, auch die Wohnungsunternehmen in Thüringen müssten anerkennen, dass verschiedene Umfragen bundesweit eine hohe Zustimmung zu Instrumenten wie einem Mietendeckel zeigten.