Rudolstadt. Das Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK) in Rudolstadt kooperiert mit dem US-amerikanischen Unternehmen Bolt Threads. Mit einer „Wunderfaser“ soll demnächst ein Tenniskleid hergestellt werden.

Eine Thüringer Wunderfaser aus Zellulose und amerikanische Bioseide – zusammen ergibt das eine besonders nachhaltige Stoffmischung, aus der künftig luftig-weiße Tennisträume gewebt werden. Ein entsprechendes Tenniskleid haben am Donnerstag die britische Biomode-Designerin Stella McCartney, Tochter von Ex-Beatle Paul McCartney, und der Sportartikelhersteller adidas vorgestellt.

Die Zellulosefaser kommt vom Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK) in Rudolstadt. „Es handelt sich um ein komplett abbaubares Naturholzprodukt, hergestellt im umweltfreundlichen Lyocell-Verfahren. Der Grundstoff stammt überwiegend von Fichte und Kiefer aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Daraus gefertigte Textilien weisen einen fließenden Fall auf und knittern kaum“, sagt Institutssprecher Steffen Beikirch.

Gemeinsam mit der aus Bestandteilen wie Wasser, Zucker und Hefe hergestellten Microseide des US-Biotech-Unternehmens Bolt Threads entstehe daraus in Rudolstadt das Garn, dass schließlich zu dem leuchtend weißen Stoff mit sanftem Glanz und hervorragenden Trageeigenschaften verwebt wird.

Als erstes privates und gemeinnütziges Forschungsinstitute in Thüringen war das TITK nach der Wende gegen den Widerstand der Treuhand aus dem 1954 gegründeten DDR-Institut für Textiltechnologie der Chemiefasern (ITC) hervorgegangen. Seitdem wächst es kontinuierlich. Rund 200 Mitarbeiter verbinden in mehreren Tochterfirmen Innovation und Produktion und setzen auch als Forschungsdienstleister Standards.

Das überzeugte auch die britische Designerin. Die US-Firma Bolt Threats hatte sich für ihre Stoffentwicklung an die Rudolstädter Forscher gewandt. Ihr Tenniskleid kehrt am Ende seiner Lebensdauer vollständig in den biologischen Kreislauf zurück. „Die Mode ist eine der schädlichsten Branchen für die Umwelt. Durch die Lösung des Problems der Textilabfälle können nachhaltigere Praktiken umgesetzt werden“, so McCartney bei der Vorstellung ihres Kleides.

Persönlich sei die Musikertochter wohl noch nicht in Rudolstadt gewesen, so Steffen Beikirch gestern. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.