Erfurt. Nach der Übernahme der insolventen Frischback GmbH gibt es Streit zwischen den Großbäckern, die als neues Gemeinschaftsunternehmen einige der Frischback-Filialen betreiben wollen, und der Bäckerinnung, die den Bäckereiverbund als Heuschrecke bezeichnet.

Zwischen dem in der vergangenen Woche im Handelsregister eingetragenen Gemeinschaftsunternehmen Arge Bäcker in Thüringen GmbH und dem Landesinnungsverband des Bäckerhandwerks ist es zu einer heftigen Auseinandersetzung gekommen. Die Innung bezeichnet die Arbeitsgemeinschaft (Arge) als Heuschrecke, die sich wirtschaftlich starke Standorte aus der Insolvenz von Frischback sichere und unrentable Standorte an kleinere Bäcker abgeben wolle. Insolvenzverwalter Rolf Rombach hatte in dieser Woche angekündigt, dass der Unternehmensverbund zum Monatsende 51 Filialen der insolventen Frischback GmbH (Arnstadt) übernimmt.

Hinter dem Bäckereiverbund stecken die Ketten Helbing (Leinefelde-Worbis) und Nahrstedt (Meiningen), die zusammen bereits mehr als 180 Filialen vor allem in Thüringen betreiben. Nach eigenen Angaben wirken zudem zwei weitere Initiatoren und fünf weitere mitteldeutsche Bäckereien in der Arbeitsgemeinschaft mit.

„Ich bin überrascht über die neu gegründete GmbH, denn bereits der Firmenname suggeriert, dass hier im Namen einer Vielzahl Thüringer Bäckereien agiert wird. Das bezweifle ich.“ sagte Landesinnungsmeister Lutz Koscielsky.

Bedenken gegen das Insolvenzverfahren geäußert

Bereits vor drei Monaten hatte der Innungschef seine Bedenken gegen das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung der Großbäckerei Frischback geäußert. Mit der Arge-Gründung würde der Marktbereinigungsprozess fortgesetzt und erreiche einen neuen Höhepunkt.

Aus Sicht von Koscielsky versuchten die zwei Großbäckereien eine Monopolstellung zu begründen und kleine, in den Regionen seit Generationen verankerte Bäckereien, in einen immer schärfer werdenden Kampf um den Backwarenmarkt zu verstricken.

Die Geschäftsführer der Arge Bäcker in Thüringen GmbH, Ralf Nahrstedt und Tobias Helbing, haben die heftige Kritik des Innungschefs zurückgewiesen. Am Donnerstag habe es nach dem Bekanntwerden der Übernahme von Frischback-Filialen ein Gespräch zwischen Nahrstedt und Koscielsky gegeben, heißt es. Dabei habe die Arbeitsgemeinschaft den Landesinnungsmeister auch um Unterstützung bei der Akquise weiterer regionaler Handwerks- und Innungsbäckereien gebeten. ­Koscielsky sei auch persönlich angeboten worden, sich mit seinem Unternehmen mit Stammsitz in Treffurt (Wartburgkreis) in dem Bäckereiverbund zu engagieren und Frischback-Standorte zu übernehmen. „Dies hat Herr Koscielsky jedoch mit Verweis auf sein Geschäftsmodell abgelehnt“, erklärte Nahrstedt.

Verhandlungen mit zwölf anderen regionalen Handwerksbetrieben

Die Arge-Geschäftsführer erklärten, dass ihre Bäckereiketten Helbing und Nahrstedt nicht alle de r 57 übernommenen Frischback-Filialen selbst betreiben wollen. „Dies wäre schon aus rein praktischer Sicht gar nicht zu bewältigen und war damit von vornherein ausgeschlossen“, heißt es in ihrer Stellungnahme. Vielmehr würde mit zwölf anderen regionalen Handwerksbetrieben über mögliche Übernahmen verhandelt.

Für die verbleibenden 30 Frischback-Filialen und die Produktion in Arnstadt bleibt nun wenig Zeit. Diese können nach Arge-Angaben zunächst bis zum 30. Juni weiter betrieben werden, heißt es. Der Erfurter Anwalt Ralf Rombach geht davon aus, dass ein Regelinsolvenzverfahren für das Restunternehmen eingeleitet wird. Das Vorhaben, diese Filialen weiterführen zu können, stehe unter einem guten Stern, so Rombach. Welche Filialen durch die Arbeitsgemeinschaft übernommen worden sind und welche nicht, wollte das Unternehmen auch mit Blick auf noch laufende Gespräche nicht sagen.