Oberkochen. Der Zeiss-Konzern hat eine bisher in der Raumfahrt genutzte Technologie für den Einsatz in der Industrie massentauglich gemacht.

Der Technologiekonzern Carl Zeiss präsentiert ab dem 9. Januar auf der CES, der nach Veranstalterangaben größten Elektronik-Messe der Welt, in Las Vegas (USA) seine „Multifunctional Smart Glass“-Technologie. Sie erlaubt die optische Aktivierung transparenter Medien und kombiniert vier Grundfunktionen – Projektion, Detektion, Beleuchtung und Filterung.

Dies soll völlig neue holografische Einsatzmöglichkeiten eröffnen: von Smart Home-Lösungen bis zu Head-Up-Displays auf kleinstem Bauraum. Die von Zeiss entwickelte Technologie wird bereits seit vielen Jahren in Weltraummissionen von Europäischer Weltraumagentur und NASA, aber auch in der Halbleiter-Industrie und in der Medizintechnik eingesetzt. Auf der CES stellt Zeiss bis zum 12. Januar nun erstmals seine Industrielösungen mit Anlagen und Verfahren zur Massenproduktion vor, dank der hochwertige mikrooptische und holografische Oberflächen im Alltag genutzt werden können, wie das Unternehmen mitteilt – für mehr Sicherheit, Interaktion, Effizienz und Komfort.

Glasflächen werden zu Bildschirmen

Herzstück der Technologie ist nach Unternehmensangaben ein hauchdünner, transparenter Film, auf dem ultrahochpräzise Optiken auf kleinstem Raum angebracht sind. Der Film zeichne sich durch eine hohe Transparenz bei gleichzeitig maximaler Klarheit aus. Sie ermöglicht den Einsatz der Holografie-Technologie, wo Bauraum, Gewicht und Kosten dies bisher nicht zugelassen hätten. Durch die holografische Funktionalität lasse sich jede Glasfläche – also etwa Fenster, transparente Bildschirme oder Seitenscheiben von Fahrzeugen – zu einem On-Demand-Bildschirm für die Kommunikation gestalten.

Bisher hätten sich Hologramme nur in beschränkter Stückzahl produzieren lassen. Durch die in den Zeiss-Laboren entwickelte Replikationstechnologie sei es erstmals möglich, ein Master-Hologramm vollautomatisiert in großen Stückzahlen zu vervielfältigen, heißt es weiter. Roman Kleindienst, Leiter von Zeiss Microoptics, erklärt dazu: „Vergleichbar ist dieser technologische Meilenstein für die Holografie mit dem, was die Erfindung des Buchdrucks für die Schrift bedeutet hat. Wir sprechen deswegen auch vom Gutenberg-Moment für die Holografie.“

Informationen auch mit Blick auf die Straße

Im Auto haben holografische Lösungen zahlreiche Vorteile: Autofahrer und Autofahrerinnen erhalten die für sie notwendigen Infos, ohne den Blick von der Straße zu wenden. Sie bekommen in ihrem Blickfeld selektiv Informationen angezeigt, wenn diese für sie relevant oder gerade gewünscht sind. Scheiben können aber auch verdunkelt werden und projizierte Inhalte wahlweise nur von außen oder innen sichtbar sein.