Weimar. Optikerin Natalie Roßner und Bierbrauer Jan Schlennstedt werden erstmals als „Gesichter des Handwerks“ gekürt. Die zwölf Finalisten zieren den Kalender 2020.

Die Entscheidung fällt auf der Zielgeraden. Das Thüringer Handwerk hat am Samstag zum ersten Mal zwei Gesichter gewählt, welche für ein Jahr die Gewerke und Betriebe repräsentieren sollen. Beim abschließenden Ausscheid standen aber weniger die Gesichter der insgesamt zwölf Gesellinnen und Meisterinnen, aber auch der Gesellen und Meister im Vordergrund. Denn für das Thüringer Handwerk sollen eine Frau und ein Mann werben, die ihre Zünfte und Gewerke nach außen fachlich gut und selbstbewusst repräsentieren können.

Geschafft hat es am Samstag vor großem Publikum auf dem Handwerkstag in Weimar Optikermeisterin Natalie Rosner. Sie führt ein Geschäft in Worbis im Eichsfeld. Bei den Herren setzte sich Jan Schlennstedt erst im Endspurt ganz knapp per Juryentscheid durch. Er ist Bierbrauer mit einer Leidenschaft für Geschmacksexperimente in seiner Brauerei in Erfurt.

Sechs Frauen und sechs Männer standen zur Wahl

Angetreten waren zum Endausscheid sechs Frauen und sechs Männer, die Handwerksberufe gelernt haben und diese heutzutage mit Leib und Seele ausüben. Sie alle werden im kommenden Handwerkskalender zu sehen sein.

Unter ihnen ist beispielsweise Franka Künzel. Die 20-Jährige sei mit Autos aufgewachsen und habe ihre Freude daran, mitzuhelfen, wenn selbst Schrottmühlen oder ramponierte Unfallautos wieder wie neu erstrahlen, erzählt sie. Ein wenig Glück fehlte auch Laura Kornhaaß. Die Klempnerin aus Mittelthüringen brennt für ihr Gewerbe und weist Vorurteile energisch zurück, dass ausschließlich das Klo zum Arbeitsbereich gehöre. Vielmehr vereine das Gewerke inzwischen traditionelle Handwerkskunst mit Hightech im Lima- und Heizungsbereich.

Erst auf der Zielgeraden überrundet wurde am Samstag Goldschmied Konstantin Kauka aus Erfurt. Der junge Mann erklärte, wie aufregend es sei, einen Tausende Euro teuren Ring zu reparieren oder Schmuckstücke neu kreieren zu dürfen.

Paul Erdmann, Steinmetz in fünfter Generation in Bad Berka, beseitigt ein weiteres Vorurteil. Sein Beruf sei mehr, als nur Grabsteine zu fertigen. Von Tischplatten über Fensterbänke bis hin zu Gebäudeverzierungen müsse er alles meistern.

Dass das Handwerk des Steinmetzes selbst Engländer nach Thüringen lockt, belegt Sean Kerr. Der Brite wollte vor sieben Jahren nur Deutsch lernen, wird nun aber ebenfalls als Steinmetz im Thüringer Handwerkskalender zu sehen sein.

Und wer bisher glaubte, Friseurinnen hätten nur mit Haareschneiden zu tun, den belehrt Meisterin Julia Welling eines besseren. Sie sei auch Chemikerin und Psychiaterin, erklärt die junge Frau. Sie führt in Erfurt einen kleinen Frisiersalon.

Wettbewerb soll junge Menschen begeistern

Der erstmals gestartete Wettbewerb soll vor allem junge Menschen für einen Handwerksberuf begeistern, indem die Vielfalt der Gewerke und der Handwerkerinnen und Handwerker vorgestellt wird. Immer mehr Frauen würden im Handwerk auch Männerdomänen erobern, freut sich angesichts des Bewerberfeldes der Präsident des Thüringer Handwerkstages, Stefan Lobenstein.

Die zwölf Bewerberinnen und Bewerber fürs Finale sind die Sieger eines Online-Votings. Alle beteiligten sich danach an einem Fotoshooting für ihre Kalenderseite in Arbeitskleidung mit traditionellen Arbeitsgeräten. Den gerahmten Hochglanzabzug dieses Fotos bekamen sie bereits am Samstag überreicht.

Den beiden Siegern für das Gesicht des Handwerks übergab der stellvertretende Chefredakteur der Thüringer Allgemeinen, Thomas Bärsch, außerdem einen Reisegutschein im Wert von jeweils 1000 Euro.

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