Mühlhausen. Nach dem Abzug der Armee wurde der ehemalige Truppenübungsplatz Forstberg bei Mühlhausen zum schützenswerten Gebiet erklärt. Der angrenzende Wald ist mit nicht einmal 200 Jahren noch ein sehr junger. Trotzdem ist die Artenvielfalt in dem Gebiet bemerkenswert.

Wer seine Kindheit in Grabe verbracht hat, wie der Autor, verbindet mit dem Forstberg, dem Höhenzug nördlich von Mühlhausen, Erinnerungen. Als Kinder wanderten wir im Sommer dorthin und kehrten mit Taschen voller Kirschen zurück. Es sind auch die Bilder von Panzer-Kolonnen im Gedächtnis geblieben, die auf Ketten durch Grabe zum Forstberg rollten.

Idyllisch zeigt sich der Armeeteich auf dem Forstberg im Licht des Frühherbstes. Allerdings ist das Ufer nach der langen Trockenheit sehr breit geworden.
Idyllisch zeigt sich der Armeeteich auf dem Forstberg im Licht des Frühherbstes. Allerdings ist das Ufer nach der langen Trockenheit sehr breit geworden. © Alexander Volkmann

Das war vor der Wende. Danach, mit der Bundeswehr, wurden die Übungen seltener. 2014 zog die Truppe aus Mühlhausen ab und hinterließ das Areal Umweltschützern. Es ist die Artenvielfalt, die es besonders macht.

Dem Offenlandbereich grenzt ein Wald an, der ebenso einzigartig ist. Der Mühlhäuser Revierförster Peter Thoms erzählt auf der Wanderrunde, die am Parkplatz zwischen Schröterode und Windeberg startet, aus der Geschichte des Forstberges. Der Wald sei noch sehr jung, keine 200 Jahre alt. Erst 1830 wurde er aufgeforstet, sollte neben dem Hainich im Westen auch von Norden her für gute Luft in der Stadt sorgen. So wurde die ehemalige Schafweide zum Wald.

Über 150 Hektar Fläche werden von der Stadt Mühlhausen bewirtschaftet. Der trockene Boden auf dem Muschelkalk bietet nicht gerade ideale Bedingungen für das Wachstum von Bäumen in einem Wirtschaftswald. Kiefern und Fichten wurden seinerzeit hier gepflanzt und Obstgehölze, wie die Essigbirne und schlichte Apfelsorten.

Mit einer Tafel weist die Deutsche Stiftung Umwelt auf die Bedeutung des Forstbergs hin.
Mit einer Tafel weist die Deutsche Stiftung Umwelt auf die Bedeutung des Forstbergs hin. © Alexander Volkmann

Auf dem teilweise geschotterten Waldweg stehen eine Schutzhütte und eine Waldschenke und mehrere Hochsitze. Der Forstberg sei bei Jägern beliebt, meint Thoms. Viele Rehe und Wildschweine verbringen den Sommer in den umliegenden Feldern und kommen im Herbst in den Wald zurück. Und trotzdem schaffen es ausgesprochen viele junge Triebe nach oben, wie sich nahe dem alten Saalfelder Weg, der ehemaligen Verbindungsstraße zwischen Görmar und Saalfeld, zeigt.

Die Buchen sind hier zwar etwas kleiner, aber grüner als momentan im Hainich. Hier hätten die Bäume schon immer etwas mehr kämpfen müssen, um an Wasser zu kommen, meint Thoms, sie seien robuster.

Neben Eiche, Hainbuche und Linde finden sich hier auch Esche, Lärche und Zitterpappel. Der ursprüngliche Nadelwald wird zu einem Mischwald. Vor etwa 13 Jahren hatte Thoms die ersten Esskastanien angepflanzt, ein erfolgreiches Experiment, wie sich heute zeigt. Die Bäumchen sind höher als die meisten anderen Neuanpflanzungen und tragen Früchte.

„Ungenießbar“, meint Peter Thoms nach der Kostprobe vom Apfelbaum. Für die Essigproduktion seien die Früchte aber durchaus geeignet.
„Ungenießbar“, meint Peter Thoms nach der Kostprobe vom Apfelbaum. Für die Essigproduktion seien die Früchte aber durchaus geeignet. © Alexander Volkmann

Wenn auch der wirtschaftliche Aspekt beim Forstberg, im Vergleich zu anderen Bereichen das Stadtwaldes, im Hintergrund steht, ist er doch Trinkwasserspeicher und Luftfilter für die Mühlhäuser. Und er ist, wie das Gelände des Truppenübungsplatzes, besonders artenreich. Die Aufnahme des Luchses, der im Oktober 2017 in eine Fotofalle tapste, entstand auf dem Forstberg. Auch die rote Waldameise ist hier beheimatet, ebenso wie unzählige Schmetterlingsarten und Vögel wie Schwarzspecht und Rotmilan.

Einen ausgewiesenen Wanderpfad gibt es auf dem Forstberg nicht. Entlang der Forstwege gelangt man innerhalb einer Stunde zu den Waldrändern. Der höchste Punkt liegt auf etwa 395 Meter über Normalnull und damit etwa 200 Meter über der Stadt.

So ziemlich auf dem Kamm, kurz vor Saalfeld, befindet sich am Waldrand ein Ringwall. Das könnte eine Spur sein, die auf die Existenz der Forstberg-Warte hindeutet, die in alten Schriftstücken erwähnt wird. Überreste von Mauern gibt es jedoch nicht mehr. Mystisch mutet die Geschichte eines Findelkindes an, das hier gefunden worden sein soll und dem man den Namen Hans Forstberg gab.

Richtung Osten endet der Wald abrupt. „Von hier sieht man, bei klarem Wetter, Inselsberg und Drei Gleichen“, verrät Thoms. Es schließt sich die ausgedehnte Trockenrasen-Fläche des Übungsplatzes an – Spielwiese für Tier- und Pflanzenarten, wie das Adonisröschen. Daneben finden Naturliebhaber Rohrweihe, Schwarzstorch, Erdkröte und viele Molch- und Libellenarten an den beiden Teichen. Panzer fahren nicht mehr, nur Schafe blöken. Sie halten das Offenland frei.

Eckdaten zur Tour:

  • Start und Ziel ist der Waldparkplatz zwischen Schröterode und Windeberg (Landstraße nach Keula).
  • Länge:gut zehn Kilometer
  • Höhenunterschied: etwa 90 Meter, höchster Punkt: 395 Meter über Normalnull
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Wegbeschaffenheit: Waldwege, teilweise geschottert, stellenweise steil, festes Schuhwerk notwendig
  • Ausschilderung: keine, Tipp: Einen Überblick über die größeren Waldwege verschafft man sich am besten mit Internet-Kartenmaterial
  • Anbindung: mit dem Pkw zu erreichen
  • Sehenswertes an der Strecke:Flora und Fauna
  • Möglichkeiten zur Einkehr/Rast: nicht in direktem Umfeld, bei Erweiterung der Strecke Einkehr in Grabe, „Zur Furthmühle“ möglich; Wegzehrung sollte mitgebracht werden
  • Für Kinder sollten Eltern mit Spielen selbst für Abwechslung sorgen.
  • Wer die Tour verlängern oder variierenmöchte, kann im Anschluss an die Wald-Runde noch einen Abstecher über den ehemaligen Übungsplatz machen. Zu Fuß ist der Forstberg von allen umliegenden Orten, wie Saalfeld, Grabe und Volkenroda gut erreichbar.

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