Hörselberg-Hainich. Nur zwei Jahre nach dem Einstieg eines neuen Investors in Hörselberg-Hainich müssen mehr als 700 Beschäftigte eines Automobilzulieferers erneut um ihre Arbeitsplätze bangen.

Nur zwei Jahre nach dem Einstieg eines neuen Investors müssen mehr als 700 Beschäftigte eines Automobilzulieferers erneut um ihre Arbeitsplätze bangen.

Die von dem US-Unternehmen J D Norman übernommene frühere Firma Rege Motorenteile hat beim Amtsgericht in Meiningen einen Insolvenzantrag eingereicht, bestätigte Uwe Laubach von der IG Metall in Eisenach gestern auf Anfrage.

Betroffen von dem Konkursantrag sind nach seinen Angaben rund 530 Mitarbeiter im Thüringer Werk in Hörselberg-Hainich im Wartburgkreis und weitere 170 bis 200 Beschäftigte im zweiten Werk in Witzenhausen im Werra-Meißner-Kreis in Nordhessen.

Dieses Werk wolle man zum Jahresende schließen und die Beschäftigten in das Werk bei Eisenach übernehmen, hatte die Firma im Frühjahr bereits angekündigt. Die jetzige Insolvenzanmeldung komme daher überraschend, bestätigte Laubach. Wenngleich man um die Probleme des Zuliefererunternehmens gewusst habe. „Die sind im Segment der klassischen Verbrennungsmotoren unterwegs“, so Laubach. Viele Zulieferer in der Region Westthüringen seien gegenwärtig vom Technologiewandel in der Automobilbranche betroffen.

Er wage momentan keine Prognose, wie die neuerliche Insolvenz ausgehen werde, erklärte der Gewerkschafter. Er erinnerte daran, dass der Investor Justin D. Norman bei seinem Einstieg in Thüringen im Dezember 2017 große Pläne gehabt habe. „Er wollte vom regionalen Zulieferer in den Vereinigten Staaten zum globalen Autozulieferer aufsteigen“, erinnert sich Laubach an die Ankündigungen.

Im Dezember 2017 hatte das US-Unternehmen mit Sitz in Illinois die Firma Rege Motorenteile aus der ersten Insolvenz heraus vom damaligen Verwalter – dem Erfurter Rechtsanwalt Rüdiger Weiß – erworben und die Fortführung der Werke in Hörselberg-Hainich, Witzenhausen und im rumänischen Brasov mit zusammen rund 1000 Beschäftigten zugesagt. Damals hatten Verwalter, Firmenleitung und Betriebsrat noch betont, dass man gemeinsam an der Rettung der Arbeitsplätze gearbeitet und die Kunden bei der Stange gehalten habe.

Unternehmenschef Justin D. Norman, der auch zahlreiche Betriebe in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien betreibt, hatte den Erwerb der Firmengruppe Rege damals als seinen Einstieg in den deutschen Markt angekündigt. Viele Kunden hätten sich damals an der Sanierung und der Entschuldung des Unternehmen beteiligt, hatte die Firmenleitung bestätigt.

Während der Insolvenz waren weitere vier Millionen Euro in neue Technik und Fertigungsanlagen investiert worden. Zu den Kunden gehörten die großen deutschen Automobilkonzerne ebenso wie Deutz, Steyr oder Schiffsbauer. Für sie hatte das Unternehmen nach eigenen Angaben allein im Jahr 2017 mehr als elf Millionen Teile für Motoren von Autos oder Schiffen geliefert.Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) bedauerte die Insolvenz.

Man werde den Prozess im engen Dialog mit allen Beteiligten konstruktiv begleiten. „Angesichts der sich zuspitzenden Situation in der Autozuliefererbranche werde ich kurzfristig zu einer Task Force Zulieferindustrie einladen, die Maßnahmen zur Unterstützung der Branche entwickeln und umsetzen soll“, so Tiefensee.