Erfurt. Mit den Waterboys und World Party feierte Karl Wallinger Erfolge, ungewollt auch mit Robbie Williams. Christian Werner legt das Album „Goodbye Jumbo“ noch einmal auf.

Den großen Erfolg fuhr ein anderer für Karl Wallinger ein: Robbie Williams coverte 1999 den Song „She’s the One“ – es wird einer der vielen Hits für den Ex-Boygroup-Überflieger. Wallinger hatte das Lied nur zwei Jahre vorher veröffentlicht, mit seinem Bandprojekt World Party, ohne Charterfolg. Es bleibt in seiner Version, wie viele seiner Songs, ein kostbarer Geheimtipp.

Karl Wallinger, der am 10. März 2024 mit 66 Jahren gestorben ist, war im Rockzirkus ein eher zurückhaltender Charakter, dessen Kunst einen selten „anspringt“, ihren dezenten Charme, ihre Vielseitigkeit vielmehr im Hintergrund entfaltet. Ganz so wie „Is it like Today?“, ein anderer Signet-Song von World Party, 1993 sogar ein Hit.

Walliner arbeitet mit Sinéad O‘Connor und Peter Gabriel

Das musikalische Talent und Geschick des walisischen Multiinstrumentalisten indes wurde allseits geschätzt: mit Sinéad O’Connor arbeitete er an ihrem Debütalbum „The Lion and the Cobra“ oder mit Peter Gabriel an dem Langzeitprojekt „Big blue Ball“. Er ist Teil des Soundtracks des 90er-Jahre-Kultfilms „Reality Bites“ und noch viel früher, in den 80er-Jahren, war er drei prägende Jahre Mitglied der Waterboys, spielte Erfolgsalben wie „The Whole of the Moon“ mit ein.

Das Cover des Albums „Goodby Jumbo“ von World Party,
Das Cover des Albums „Goodby Jumbo“ von World Party, © Seaview/Cargo Records

Waterboys-Chef Mike Scott beschreibt Wallinger auf X (ehemals Twitter) im Angesicht der Todesnachricht seinen früheren Weggefährten als „einen der besten Musiker, die ich je gekannt habe“.

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1986 steigt Wallinger aus und gründet seine eigene Band: World Party, mit immer wieder wechselnden Besetzungen. Er bleibt die einzige Konstante der Gruppe – neben der stilistischen Vielfalt.

„Goodbye Jumbo“ von 1990, das erfolgreichste und für viele das beste Album der Band, ist ein Paradebeispiel für die Klaviatur der Genres: Wallinger fährt ein Dutzend Songs auf, die seine musikalischen Helden und sein breites Wissen referenzieren.

Beach Boys, Bob Dylan und die Beatles

Die Harmoniegesänge der Beach Boys sind ein hörbarer Einfluss, wie in „God on my Side“, eine Reminiszenz an den unbeschwerten Westcoastsound der Sixties. Ebenso Bob Dylan, und, vor allem, die Beatles. Sollte wiederum Mick Jagger je eine weitere Solo-Platte aufnehmen wäre „Love Street“ ein Kandidat für eine wie auf den Leib geschneiderte Cover-Version. In „Way down now“ zitiert Wallinger sogar die Hu-Hu-Rufe aus dem Rolling-Stones-Song „Sympathy fort he Devil“.

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Das Lied gehört mit „Put the Message in a Box” zu den Single-Hits des Albums, zumindest in Großbritannien. Es sind keine Stadion-Gröler, vielmehr die Art Songs, die man in beschwingt melancholisch-trunkenen Momenten im Pub mit sich selber singt – notfalls auch in den Armen eines oder einer Fremden.

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In „When the Rainbow comes“ weint die Gitarre in bester George-Harrison-Manier, „And I feel back alone“ ist ein Kabinettstück des orchestrierten Singer/Songwritertums. Der Funk ist das bestimmende Element in „Ain’t gonna come til I’m ready“ und „Show me to the Top“, letzteres kann man auch als überdeutliche Referenz an Prince sehen.

Wallinger soll seinerzeit nicht begeistert gewesen sein, dass Robbie Williams sein „She’s the One“ coverte. Die Tantiemen jedoch halfen ihm durch die lange Rekonvaleszenz nach einem Aneurysma, das er im Jahr 2001 knapp überlebte.

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Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor. Alle Folgen gibt es hier.