Große Stimme mit großer Wirkung: Christian Werner über das Album „The exciting Lloyd Price“.
Wann war der Moment, als Boxsport und Pop-Musik ihre enge Verbindung eingingen? Etwa bei Henry Maske und „Time to say goodbye“? Oder doch schon bei Rocky und „Eye of the Tiger“?
Weit gefehlt. Man könnte 1963 ansetzen: Muhammad Alis (damals noch Cassius Clay) Spoken-Word-Album „I am the Greatest!“ gilt als frühe Version des Rap, mindestens des Poetry Slams; berühmt ist freilich auch das Foto, auf dem er mit den Beatles posiert.
Noch ein Pop-Vergleich gibt es mit der Boxer-Größe: Alis Kämpfe gegen George Foreman 1974 in Kinshasa („Rumble in the Jungle“) und 1975 gegen Joe Frazier in Manila wurden von Lloyd Price mitorganisiert.
Nach den ersten Erfolgen geht es zum Militär
Dessen Hochzeit als Musiker lag da lange zurück: Price war in der Fünfzigerjahren einer der stimmgewaltigen Rhythm’n’ Blues- und Soul-Pioniere, die den Grundstein für den Rock’n’Roll legten, den später die weißen Jungs spielten, die in ihrer Jugend die Singles von Price und Co. so oft hörten, bis die Nadel des Plattenspielers das Vinyl durchgekratzt hatte.
Beispiel gefällig? John Lennon coverte Mitte der Siebziger auf seiner Heldenhuldigung im Albumformat mit dem Titel „Rock’n’Roll“ auch „Just because“. Das Stück war 1957 ein Hit für Price, der bereits einen veritablen Karriereverlauf hatte, der dem späteren von Elvis Presley ähnelt: erste Erfolge, die Einberufung zum Militär, danach ging es wieder vors Mikrofon.
Price war nicht in der vergleichsweise beschaulichen Bundesrepublik stationiert, sondern für ihn ging es Mitte der Fünfziger nach Korea. Danach lief es musikalisch bis in die frühen 1960er, er gründete mehrere Plattenfirmen.
Einer seiner größten Hits ist „Stagger Lee“, eine ungeschönte, flott gespielte Gangster-Moritat. Zu hören ist das Stück auf dem Album „The exciting Lloyd Price“ von 1959, dazu elf andere Songs, keiner über drei Minuten. Dazu gehören „Just because“ und „Lawdy miss Clawdy“, einer seiner ersten Erfolge von 1952. Auch vor Swing- und Jazzelementen („A foggy Day“) scheute er sich nicht.
Lloyd Price betrat nach dem Rückzug aus dem Musikgeschäft nur sporadisch eine Bühne – wie 1998, bei der Aufnahme in die Rock’n’Roll-Hall-of-Fame. 88 Jahre wurde er alt, am 3. Mai starb er bei New York.
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