Von den USA über den Umweg Liverpool in die ganze Welt. Christian Werner über das Album „Here’s Larry Williams“.

Dass die Toten Hosen mit ihrer neuen (Cover-)Platte einen auf Merseybeat machen und ihrem Sänger und Liverpool-Fan Campino zu einem musikalischen Soundtrack inklusive verkaufsflankierender Maßnahme für dessen autobiografisches Buch verhelfen – geschenkt. Immerhin muss man ihnen zugutehalten, dass sie mit ihrem geschnürten Medienpaket die Aufmerksamkeit auch auf andere Musiker legen, die es wert sind, nicht vergessen zu werden – etwa Larry Williams.

Dieser teilt das Schicksal vieler farbiger Rock’n’Roll-Pioniere, die trotz ihrer Verdienste oft übergangen werden. „Slow down“ heißt das Stück von Williams, das die deutschen Punkrocker gecovert haben. Denn der US-Musiker zählt zu den wichtigsten Vorbildern aus Übersee auf die musikalische Nachkommenschaft im Nachkriegsengland. John Lennon war bekennender Fan, die Beatles nahmen den Song ebenfalls auf, er zählt indes nicht zu ihren bekanntesten Coverversionen.

Sammlung zuvor veröffentlichter Singles

Wer einen Querschnitt über das Schaffen Williams sucht, greift am besten auf eine der vielen Best-of-Compilations zurück. Wir schauen auf sein erstes Album „Here’s Larry Williams“ aus dem Jahr 1959 – wie so viele Platten dieser Zeit ein Sammelwerk zuvor veröffentlichter Singles. Auf dem Album fehlt zwar „Slow down“, dafür enthält es andere Stücke, die Williams Ende der 1950er Hitparadenplatzierungen bescheren und ihn kurzzeitig bei dem Label Specialty zum Nachfolger für Little Richard machen, der eine Karriere als Prediger einschlägt.

Das Cover des Albums „Here's Larry Williams“.
Das Cover des Albums „Here's Larry Williams“. © Universal

Dazu gehört „Dizzy Miss Lizzy“, dessen treibender Beat und schneidende Gitarre ebenfalls erst durch die Beatles (auf dem Album „Help“) ins Pop-Gedächtnis gespielt wurden. Der Song war wie viele andere Rock’n’Roll-Stücke aus den USA bereits vor dem Weltruhm Teil ihres Repertoires.

Williams waren – außer Schlaglichtern – wegen seiner unsteten Lebensweise Erfolge in diesen Ausmaßen nicht vergönnt. Nach seinen ersten Hits verbrachte er den Anfang der Sechzigerjahre hinter Gittern, wegen Drogen- und Waffendelikten. Später gelang ihm ein kleines Comeback, 1980 wurde er mit einer Schussverletzung am Kopf tot in seiner Garage gefunden.

Weitere Anspieltipps sind natürlich sein größter Hit „Bony Moronie“ und „Short Fat Fannie“, das die Technik des Zitierens von Songtiteln benutzt. So huldigt der Text Kollegen, indem er Titel wie „Long tall Sally“, „Tutti Frutti“, „Rip it up“, „Heartbreak Hotel“, „Hound Dog“, „Blue Suede Shoes“ und „Blueberry Hill“ in die Anbetungsbeschreibung der Liebsten einarbeitet.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

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