Erfurt. Dieses Jahr gab es den Oscar für Hauschka, vor gut zehn Jahren nahm er mit Hilary Hahn in Island ein besonderes Album auf. Christian Werner über „Silfra“.

Der Ort, den sich Hilary Hahn und Hauschka für die Aufnahme ihres Albums suchen, könnte nicht passender sein: Er liegt an der Silfra-Spalte auf Island, der Ort, an dem die Eurasische und die Nordamerikanische Platte auseinander triften. Ein Mekka für Sporttaucher, Naturliebhaber – und nun auch für musikalische Innovatoren. Das Ergebnis der Zusammenspiels der Violinistin aus den USA und des deutschen Pianisten sind zwölf improvisierte Songs, die 2012 als Album unter dem Titel ihres Geburtsortes erscheinen: „Silfra“.

Die Welten, aus denen die Musiker kommen, liegen weit voneinander entfernt und doch nah beieinander. Was den Reiz dieses Projekts maßgeblich bestimmt. Hahn ist eine gefragte klassische Violinistin, aber schon immer offen für Neues. Sie hat am Soundtrack von „The Village“ von M. Night Shyamalan gearbeitet und mit der Band „And you will know us by the Trail of Dead”.

Oscar für die beste Filmmusik zu "Im Westen nichts Neues"

Hauschka, eigentlich: Volker Bertelmann, hatte eine klassische Ausbildung und begann seine Karriere Anfang der Neunzigerjahre als Hip-Hopper. Der Erfolg kam aber als Klavier-Enthusiast und -Erneuerer: Er arbeitet mit präparierten Instrumenten, nutzt Tischtennisbälle oder Radiergummi. Auch Filmmusik gehört zu seinen Werken, sein Score zu „Im Westen nichts Neues“ gewann Mitte März einen Oscar.

Das Cover des Albums „Silfra“ von Hilary Hahn und Hauschka.
Das Cover des Albums „Silfra“ von Hilary Hahn und Hauschka. © Deutsche Grammophon/Universal Music

Für „Silfra“ improvisieren Hahn und Hauschka zwei Jahre lang Stücke, um sich dann ohne Notizen in Island im Studio von Valgeir Sigurðsson zu treffen, der schon mit Björk, Radioheads Thom Yorke oder Damon Albarn gearbeitet hat. Ein Projekt, in allen Facetten angesiedelt zwischen den Welten, um die Zwischenwelten herkömmlicher Musik auszuloten, Bewährtes zu verlassen, in Nischen und Spalten experimentellen Musizierens einzutauchen, an einem Ort, wo Sagen und Legenden lebendig scheinen.

Geheimnisvoll, unheimlich und faszinierend

Es ist ein Album, bei dem man mit großen Augen immer wieder verstohlen aus dem Ohrensessel lugt, um zu prüfen, ob das Geräusch wirklich aus den Lautsprechern drang oder ob in der Wohnung nicht vielleicht doch etwas Ungeheuerliches vor sich geht. Kopfkino an! Wer hat Angst vorm Mann mit dem präparierten Klavier – und der Frau mit den sägenden Saiten?

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Geige und Piano in ihrer puren Form sind meist erkennbar, aber wo all das Geraschel, Brummen, Klirren, Knarzen, Pochen und Kratzen herkommt bleibt so geheimnisvoll, unheimlich und faszinierend wie das Zischen der Geysire.

Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor.

Lesen Sie auch: "Different Class" von Pulp: Den Nerv der Zeit getroffen

Lesen Sie auch: Die Album-Tipps der Woche: Wie viel Countrymusik vertragen die Rolling Stones?