Erfurt. Daft Punk haben für ihr erfolgreichstes Album einen Teil ihres Maschinendaseins aufgegeben. Christian Werner über „Random Access Memories“.

Im Frühjahr und Sommer des Jahres 2013 gibt es kein Entkommen. „Get lucky“, dieser unscheinbare, irgendwie knapp unter der Wahrnehmungsgrenze dahinswingende Song von Daft Punk, beißt sich in den Gehörgängen und oberen Chartsplätzen fest. Der Song und seine scheinbar maschinengetriebenen Protagonisten scheinen allerorten. – Widerstand zwecklos, sie werden assimiliert.

Jedes Kind weiß inzwischen, dass hinter den Roboterhelmen des französischen Duos die Musiker Thomas Bangalter und Guy-Manuel de Homem-Christo steckten. Das konsequente Auftreten als Maschinenwesen gehörte zum Konzept der Band und ihren bis dato computergenerierten Sounds sowie der Verweigerung der Berühmtwerdung.

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Auf ihrem vierten Album „Random Access Memories“ soll alles anders werden. Fast alles. Das Duo versteckt seine Köpfe weiter unter Metall-Helmen. Aber die Musik folgt nun einem gänzlich anderen Ansatz als bisher, der Titel des Eröffnungssongs des Albums ist Programm: „Give Life back to Music“ (Gib der Musik das Leben zurück).

Eine Daft-Punk-Platte fast ohne Samples

Daft Punk verwenden auf der Platte fast keine der sonst ausgiebig genutzten Samples, sondern lassen die meisten Instrumente von Menschenhand einspielen, setzen auf analoge Technik. Die Aufnahmen, das Tüfteln an den Songs dauern Jahre, die Soundenthusiasten stapeln Spuren über Spuren, bis zu 200 sollen es für einzelne Stücke sein.

Das Original-Cover des Albums „Random Access Memories“ von Daft Punk.
Das Original-Cover des Albums „Random Access Memories“ von Daft Punk. © Sony Music
Das Cover des Albums „Random Access Memories - 10th Anniversary Edition“ von Daft Punk.
Das Cover des Albums „Random Access Memories - 10th Anniversary Edition“ von Daft Punk. © Sony Music

Zusätzlich lädt sich das Duo Kollegen zum Musizieren und Mitkomponieren ein: Paul Williams, Todd Edwards, Chilly Gonzales, Panda Bear, Strokes-Frontmann Julian Casablancas singt „Instant Crush“, Giorgio Moroder spricht „Giorgio by Moroder“ ein, eine frühe Form eines Podcasts über sein Leben.

Pharell Williams und Nile Rogers zeigen den Robotern den Funk

Pharell Williams ist bei zwei Songs beteiligt, einer davon ist das erwähnte „Get lucky“, auf dem er und Nile Rogers den Robotern den Funk beibringen. Yacht-Rock, ausgenudelte Disco-Rhythmen lautete die Kritik bei der Erstveröffentlichung.

Auf jeden Fall muss man Gesang mit Stimmenverzerrer mögen, selbst Gastsänger wie Casablancas werden durch den Vocoder gejagt. Zehn Jahre später erscheint das Album erneut, als Dreifach-LP oder Doppel-CD mit einer gelungenen Auswahl an 35 Minuten Bonusmaterial mit Demos und Outtakes.

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Einer der Höhepunkte der zusätzlichen Tracks ist die Demo-Version des unveröffentlichten Songs "Infinitiy Repeating", bei dem erneut Julian Casablancas vorm Mikro steht. Seine Stimme ist dieses Mal nicht per Einsatz von Technik verfremdet.

2021 geben Daft Punk ihre Trennung bekannt, „Random Access Memories“ bleibt ihr letztes Album. Thomas Bangalter gibt Anfang 2023 zu Protokoll, dass einer der Gründe für die Trennung die Skepsis vor künstlicher Intelligenz war. Als Roboter wolle man nicht mehr wahrgenommen werden.

Wir stellen in #langenichtgehört vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor.

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