Weimar. Nils R. Kawig über den neuen Termin der Landtagswahl.
Entscheidung ist bedauerlich, aber nachvollziehbar: Thüringens Wähler werden erst am 26. September über den neuen Landtag entscheiden - also fünf Monate später als ursprünglich geplant. Am gleichen Tag dürfen sie auch den Bundestag neu wählen.
Insofern bleibt uns ein Wahlkampf unter Corona-Einschränkungen erspart. Im Gegenzug müssen wir noch länger mit den unklaren Mehrheitsverhältnissen im Erfurter Parlament leben.
Auf die größte Gegenliebe dürfte der neue Wahltermin bei CDU und Bündnis 90 stoßen. Beide werden auf Rückenwind aus Berlin hoffen, um über ihre vergleichsweise schlechten Umfragewerte in Thüringen hinauswachsen zu können. Ähnliches gilt für die FDP: Die Liberalen um Thomas Kemmerich brauchen vor allem Zeit.
Die AfD ist wie immer unberechenbar
Ganz anders blicken Linke und Sozialdemokraten auf den verlegten Wahltermin, dem sie zwar vernünftigerweise zugestimmt haben, aber der ihnen wenig Verheißungsvolles verspricht. Gerade bei den Genossen um Bodo Ramelow klafft eine gewaltige Lücke von etwa 25 Prozentpunkten zwischen den Umfragewerten auf Bundes- und Landesebene. Sie können nur auf den Amtsbonus ihres Ministerpräsidenten hoffen.
Und die AfD? Ist wie immer unberechenbar. Zusätzlich zu den Querelen innerhalb der Parteiführung bekommen es die Blauen hierzulande mit Splitterparteien zu tun. Fraglich, ob Höckes Höhenflug unter diesen Umständen anhält.
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