Magdeburg. Da hatte sich „Täve“ Schur wohl zu viel vorgenommen. Er kletterte auf das Dach seines Schuppens und stürzte ab. Eine Not-Operation war nötig, um das Leben der Radsport-Legende zu retten.

Am Ende machte Gustav Adolf Schur, liebevoll nur „Täve“ genannt, noch seine Scherze. „An der DHfK in Leipzig habe ich früher als junger Sportler auch Vorwärts- und Rückwärts-Salto geübt. Aber dazu hat es bei meinem Abflug vom Dach nicht mehr ganz gereicht“, meinte der 92 Jahre alte Schur, der nach einer Not-Operation in der Magdeburger Universitäts-Klinik wieder lachen konnte.

Bei seinem Haus in Heyrothsberge bei Magdeburg kletterte der rüstige Rentner erst aufs acht Meter hohe Dach und säuberte die Dachrinnen, danach war der Schuppen in zwei Meter Höhe dran. Plötzlich rutschte er aus, landete schmerzhaft auf der Seite und brach sich acht Rippen. Nachbarn und Freunde riefen den Notarzt. „Da stand ein Mann mit Maske vor mir und sagte: Wir müssen operieren“, sagte Schur der „Magdeburger Volksstimme“ (Donnerstag).

Schue habe außergewöhnlich guten Fitnesszustand

Professor Thorsten Walles, Chef des Uniklinikums für Herz- und Thorax-Chirurgie, rettete mit seinem Team dem Radsport-Idol in einer Not-Operation das Leben, denn eine Rippe hatte die Lunge verletzt. „Doch so ohne Weiteres wird ein 92-Jähriger nicht operiert. Da muss man schon recht sicher sein, dass der Gesamtzustand des Patienten einen Eingriff zulässt, eine Narkose den Verlauf nicht noch gefährlicher macht“, sagte der Arzt und betonte, dass Schur einen erstaunlich guten Zustand hatte und biologisch jünger sei.

Nach eineinhalbstündiger Operation war es geschafft, nach neuntägiger stationärer Behandlung durfte der neunmalige DDR-Sportler des Jahres aus dem Krankenhaus. Walles meinte dann abschließend, so einen Patienten habe er noch nie auf der Station gehabt „und solch einen prominenten dazu auch nicht“.

Der zweimalige Friedensfahrtsieger Schur, der 1958 als erster Deutscher die Rad-WM der Amateure gewann, wolle ab jetzt etwas vorsichtiger agieren, statt auf seinem Rennrad will er lieber „ein Rad mit hohem Lenker fahren“.

DDR-Sportreporter Heinz Florian Oertel gestorben