Schleiz. Ein Meldefehler lässt den Inzidenzwert im Saale-Orla-Kreis nur in der Theorie sinken. Das Landratsamt warnt vor Einkaufsreisen nach Tschechien.

Ein flüchtiger Blick in die Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) könnte die Bürgerinnen und Bürger des Saale-Orla-Kreises zumindest leicht aufatmen lassen. Zwar ist der Inzidenzwert mit 330 weiterhin sehr hoch, innerhalb von 24 Stunden jedoch um fast 100 gesunken. Bei genauerem Hinsehen wird allerdings klar, dass im Vergleich zum gestrigen Donnerstag keine Neuinfektionen hinzukamen. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Das ist auf einen Übertragungsfehler bei der Meldung zurückzuführen, der erst am Freitagmorgen entdeckt wurde. Tatsächlich wurden für den Saale-Orla-Kreis 60 weitere Ansteckungen mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2 registriert. Ergänzt man das offizielle Zahlenwerk des RKI um diese Fälle, ergeben sich für den Landkreis 325 Neuinfektionen innerhalb einer Woche, was einem Inzidenzwert von 404,7 entspricht – und damit weiterhin einem Platz unter den zehn größten Hotspots Deutschlands.

Die regionalen Schwerpunkte der jüngsten Corona-Fälle befinden sich in Bad Lobenstein (16) und Neustadt (12). Vermehrte Neuinfektionen sind weiterhin der Verwaltungsgemeinschaft Triptis (6) sowie Tanna (5), Remptendorf (4), Schleiz 4), Pößneck (3) und Rosenthal (3) zuzuordnen.

Etwa die Hälfte der Bad Lobensteiner Fälle lässt sich auf einen Corona-Ausbruch im Pflegeheim des DRK zurückführen. Ansonsten aber ist die Situation in den meisten Seniorenheimen oder Behinderteneinrichtungen des Saale-Orla-Kreises wieder einigermaßen unter Kontrolle.

„Trotz hoher Sieben-Tage-Inzidenz stellt sich die Situation bei uns derzeit anders dar als in vielen anderen Landkreisen: Die größeren Ausbrüche in Gemeinschaftseinrichtungen sind vorbei oder weitgehend beherrschbar“, erklärt Amtsarzt Dr. Torsten Bossert, der das Hauptproblem längst an anderer Stelle sieht.

„Viele Infektionen sind auf private Zusammenkünfte und Familienfeiern zurückzuführen. Auch die Frühstückspause am Arbeitsplatz, wenn alle ohne Mund-Nasen-Schutz auf viel zu engem Raum zusammensitzen, treibt die Ansteckungszahlen nach oben.“ Ein weiterer häufiger Fehler sei es, wenn sich Personen mit Husten oder Schnupfen zur Arbeit schleppen, weil man gebraucht werde und die Kollegen nicht im Stich lassen wolle.

Aus aktuellem Anlass warnt das Landratsamt zudem vor Kurzreisen zum Einkaufen nach Tschechien – und zwar nicht nur wegen der Ansteckungsgefahr. Die bayerische Polizei kontrolliert an der Grenze sehr engmaschig. Im Saale-Orla-Kreis erwartet die Bürgerinnen und Bürger dann eine zehntätige Quarantäne ohne Lohnersatz. „Die Polizeiinspektion Saale-Orla überprüft gemeinsam mit dem Gesundheitsamt die Einhaltung der Quarantäne und bringt jeden Verstoß zur Anzeige“, so Dr. Torsten Bossert.