Erfurt. Nach Meinung von Ministerin Heike Werner ist die Strategie der lokalen Lockdowns in Corona-Hotspots nicht erfolgreich gewesen. Die Viren seien offenbar flexibler, als man dies erwartet hatte.

In Thüringen werden Termine für die Corona-Impfung vorerst nur noch telefonisch vergeben. Die Online-Anmeldung soll wieder ab dem kommenden Freitag möglich sein. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sagte unserer Zeitung, dass alle knapp 40.000 gelieferten Impfdosen "verimpft oder verplant" seien. Dass Thüringen im Ländervergleich mit nur 810 Impfungen auf dem letzten Platz stehe, liege daran, dass die 17.000 an die Krankenhäuser gelieferten Dosen noch nicht in die Statistik eingerechnet seien. Die CDU im Landtag warf der Landesregierung dennoch vor, den Impfstart "chaotisch organisiert" zu haben.

Werner: Frühere Hotspot-Strategie gescheitert

Zudem sagte sie, dass die Strategie der lokalen Lockdowns in Corona-Hotspots nicht erfolgreich gewesen sei. "Man muss jetzt feststellen, dass sich diese Hotspot-Strategie mit den Inzidenzstufen 35 und 50 nicht bewährt hat", sagte Werner der dpa. Zugleich betonte sie, dass dieses Vorgehen vor dem starken Anstieg der Infektionszahlen im Herbst und Winter auch von einigen Experten empfohlen worden war.

"Im Nachhinein wäre es vielleicht gut gewesen, wenn sich die Länderchefs darauf verständigt hätten, früher in den Lockdown zu gehen." Hinterher sei man aber immer schlauer.

Werner wies auch darauf hin, dass es zu dieser Zeit nicht absehbar gewesen sei, wie explosionsartig sich das Infektionsgeschehen entwickeln würde. "Ich glaube, dass das Virus uns einfach einen Strich durch die Rechnung gemacht hat", sagte die Ministerin.

Die Coronaviren seien offenbar flexibler, als man dies erwartet hatte. "Das Virus hat gerade in den Wintermonaten eine enorm hohe Durchschlagskraft, was wir so im Februar, März und April nicht sehen konnten, weil wir relativ schnell in den Lockdown gegangen waren, und als wir aus dem Lockdown herauskamen, war dann schon bald der Sommer da", sagte Werner.

Testpflicht für Besucher von Alten- und Pflegeheimen

Die Corona-Testpflicht für Besucher von Alten- und Pflegeheimen - die es in einigen anderen Bundesländern bereits gibt - soll laut Gesundheitsministerium in die nächste Sonderverordnung des Landes aufgenommen werden. Diese werde voraussichtlich am 10. Januar in Kraft treten. Die Landräte und Oberbürgermeister seien in einem Schreiben über die geplante Testpflicht informiert worden.

Die Kommunalpolitiker seien auch darauf hingewiesen worden, dass sie schon vorher eigenständig eine solche Testpflicht festlegen könnten. In den Thüringer Pflege- und Seniorenheimen hatte es in den vergangenen Tagen und Wochen immer wieder eine hohe Zahl an Infektionen mit dem Coronavirus gegeben.

Ramelow schließt Lockerungen ab 10. Januar aus

Die Hotspot-Strategie sei auch deshalb empfohlen worden, "weil die Maßnahmen ja auch von den Bürgerinnen und Bürgern umgesetzt werden mussten", sagte Werner. Es habe die Gefahr bestanden, dass etwa strenge Kontaktbeschränkungen oder Ausgangssperren in Kommunen mit sehr geringen Infektionszahlen nicht mitgetragen worden wären. Sie sei froh, dass die jetzigen Maßnahmen von der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert und umgesetzt würden.

Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) schloss erneut aus, dass ab dem 10. Januar einige der pandemiebedingten Einschränkungen aufgehoben werden könnten. "Es ist aktuell in Thüringen überhaupt nicht die Zeit, über Lockerungen zu diskutieren", sagte er unserer Zeitung.

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