Marco Alles ist für eine Fortsetzung der aktuellen Fußball-Saison

Eines vorneweg: Diesen einen genialen Spielzug, der alle mit der Zunge schnalzen lässt, gibt es in dieser Debatte nicht. Jede Entscheidung stellt einen Kompromiss dar; mit Für und Wider, mit guten Ansätzen und einigen Mängeln.

Der DFB, der wegen drohender Klagewellen eine einheitliche Lösung für den Amateurfußball scheut, hat den Landesverbänden mit seiner Hinhaltetaktik den Schwarzen Peter zugeschoben. Den dadurch entstehenden deutschlandweiten Flickenteppich hat allein er zu verantworten.

Dass Thüringen bei der Suche nach einem Ausweg seine Vereine einbezieht, ist indes gelebte Demokratie. Dass sich mehr als 80 Prozent daran beteiligten, zeugt von großer Bereitschaft, aktiv mitzugestalten. Und dass sich die Mehrheit eine Saison-Fortsetzung ab September wünscht, spricht wiederum für deren Sportsgeist. Ein erfreuliches Votum. Denn sportliche Entscheidungen auf dem grünen Rasen sind allemal gerechter als jene am grünen Tisch.

Wem hätte ein Abbruch und die Annullierung des Spieljahres überhaupt genutzt? In erster Linie nur den Kellerkindern der einzelnen Ligen. Sie würden als Belohnung für ihre schwachen Leistungen den Klassenerhalt quasi geschenkt bekommen. Und die Vereine, die monatelang erfolgreich unterwegs waren, wären um ihren verdienten Lohn gebracht worden. Sportlich fair ist etwas anderes.

Außerdem lässt die Ausdehnung der Saison allen Beteiligten genügend Spielraum, um auf eine weitere Corona-Welle oder Schlechtwetter-Periode im Winterhalbjahr zu reagieren. Fragen bleiben dennoch: Welche Schutzmaßnahmen gelten? Wie werden Vereinswechsel geregelt? Welchen Sonderweg schlägt man im Nachwuchsbereich ein, wenn beispielsweise im Sommer der Sprung in die nächste Altersklasse ansteht?

Bevor der Ball tatsächlich weiterrollt, gibt es noch viel zu klären.