Erfurt. Die Lehrergewerkschaften fordern vom Datenschutzbeauftragten Lutz Hasse einen konstruktiveren Umgang mit Homeschooling. Dieser weist die Kritik zurück.

Thüringens Datenschutzbeauftragter Lutz Hasse weist die Kritik der Lehrergewerkschaften entschieden zurück, die von ihm einen konstruktiveren Umgang mit dem häuslichen Lernen gefordert haben. Hintergrund sind die technischen Probleme und Defizite der Schulcloud.

"Das zeitweise Versagen der Thüringer Schulcloud hat mit Datenschutz nichts zu tun", sagte Hasse im Gespräch mit unserer Zeitung. "In fast allen Bundesländern sind die Systeme in die Knie gegangen." Ob die Probleme in Thüringen auf eine Überlastung der Server oder den Hacker-Angriff auf das die Cloud betreibende Hasso-Plattner-Institut in Potsdam zu tun habe, wisse er nicht. Aber inzwischen laufe die Schulcloud im Freistaat seiner Kenntnis nach wieder rund.

Die Arbeitnehmervertreter bemängelten, bislang sei die unzuverlässige Schulcloud die einzige vom Bildungsministerium und dem Datenschutzbeauftragten zugelassene Plattform für Fernunterricht. "Da liegt offenbar ein Missverständnis vor. Wir sind keine Genehmigungsbehörde, sondern eine Kontroll- und Aufsichtsbehörde", betont Hasse.

Obwohl es viele technische Alternativen gäbe, mangelt es laut der Gewerkschafter aber an verbindlichen Aussagen zu deren Zulässigkeit. Eine Art TÜV für andere technische Lösungen widerspreche der Datenschutzgrundverordnung, so Hasse. "Wir dürfen nicht zertifizieren."

Sollten sich Schulen jedoch an seine Behörde wenden, erhielten sie konkrete Antworten. "Wir haben eine Beratungspflicht und machen das auch gerne", sagte der Datenschützer.

Die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Kathrin Vitzthum, hatte dem MDR gesagt, ihrer Meinung nach sei statt des schnellen Verweises auf Bußgelder und Verbote ein lösungsorientiertes, begleitendes Vorgehen im Bereich Bildung angebracht. Schließlich handele es sich um staatliche Daseinsvorsorge.

Rolf Busch vom Thüringer Lehrerverband (TLV) sagte: "Verglichen mit anderen Bundesländern haben wir den Eindruck, dass es bei uns mit dem Datenschutz übertrieben wird."

Landesdatenschützer: Keine Daten von Schülern bei Hackerangriff erbeutet

Nach Einschätzung von Hasse sind bei dem Hackerangriff auf den Betreiber der Thüringer Schulcloud keine Daten von Schülern erbeutet worden. Das teilte er am Freitag in Erfurt mit. Der oberste Datenschützer des Landes bezieht sich dabei auf Informationen des Hasso-Plattner-Instituts (HPI), wonach nur die Erreichbarkeit der Schulcloud eingeschränkt gewesen sei. Die Schulcloud wurde vom HPI entwickelt und wird von ihm betrieben. Der Hacker-Angriff richtete sich gegen das HPI.

Die Schulcloud gilt als eines der wichtigsten Instrumente des Landes für den digitalen Unterricht. Lehrer können über sie unter anderem Aufgaben hochladen und die Lösungen der Schüler einsehen und kontrollieren. Wegen der Corona-Pandemie öffnete das Erfurter Bildungsministerium die Schulcloud schneller und umfassender für die Schulen als zunächst geplant war.

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