Hohenfelden. “Gut verpackt. Im Reich der Schachteln“: Neue Ausstellung im Thüringer Freilichtmuseum Hohenfelden nimmt die Verpackungskultur in den Fokus.

Monatelang stapelten sich bei Anne Madejsky Schachteln, Dosen, Büchsen, Kästchen, große und winzig kleine. Eine von ihr kuratierte Ausstellung im Freilichtmuseum Hohenfelden widmet sich der Verpackungskultur. Diese kann ab Sonntag besichtigt werden. „Ich musste meine Chefin erst überzeugen,

Selten ausgestellte Objekte aus dem Depot des Museums sowie Leihgaben von Privatpersonen und Sammlern mit den dazugehörigen Geschichten werden gezeigt. Museumsleiterin Franzika Zschäck steuerte ihre Schatzdose bei.
Selten ausgestellte Objekte aus dem Depot des Museums sowie Leihgaben von Privatpersonen und Sammlern mit den dazugehörigen Geschichten werden gezeigt. Museumsleiterin Franzika Zschäck steuerte ihre Schatzdose bei. © OTZ | Conni Winkler

dass sich ein so alltäglicher Gegenstand für eine Ausstellung eignet“, sagt die 32-Jährige, die zuletzt in Erfurt Geschichte studierte und jetzt im Museum als Volontärin angestellt ist.

Dabei gebe die Schachtel so viel her. „Sie erzählt Geschichten aus dem Alltag, anrührende, dramatische und lebensnahe.“ Gerade ein solches Museum, welches den Alltag der Menschen in den Fokus rückt, passe die Ausstellung gut.

Bierdosen sind auch Schachteln

Museumsleiterin Franziska Zschäck ist mittlerweile überzeugt von der Sinnhaftigkeit. „An alten Schachteln hängen Geschichten. Ich hatte zum Beispiel einen Klassenkameraden, der wohnte zu DDR-Zeiten direkt an der Autobahn und hat Bierdosen aus dem Westen aufgesammelt, die aus den Autos geworfen wurden“, erzählt die Museumsleiterin.

Ja, auch eine Bierdose passe zum Thema Schachteln, bestätigt Anne Madejsky: „Das Wort Dose stammt aus dem Niederländischen und bedeutet Schachtel, Büchse oder Kasten. Es wurde recht spät ins Deutsche übernommen.“ Das Wort Schachtel lasse sich auf das spätmittelhochdeutsche italienische Wort „scatola“ zurückführen.

Wiederverwendet und zweckentfremdet

NVA-Rationsschachtel, die von einem Soldaten der Nationalen Volksarmee(NVA) der DDR 1969 mit abgebrannten Streichhölzern und Staniolpapier beklebt wurde. Er schenkte sie seiner damaligen Freundin, als er gerade auf Heimaturlaub war.
NVA-Rationsschachtel, die von einem Soldaten der Nationalen Volksarmee(NVA) der DDR 1969 mit abgebrannten Streichhölzern und Staniolpapier beklebt wurde. Er schenkte sie seiner damaligen Freundin, als er gerade auf Heimaturlaub war. © OTZ | Conni Winkler

Für Informationen wie diese wälzte Anne Madejsky mehr als 20 Bücher und wissenschaftliche Arbeiten. Sie hat unter anderem herausgearbeitet, wie sich die Schachtel vom Luxusartikel zum Massenprodukt entwickelte, wie sie hergestellt wurde und fortan auch als Werbeträger diente.

„Alleine zur Thematik Gestaltung und Werbebotschaften hätte ich eine eigene Ausstellung machen können. Aber ich wollte auch den alltäglichen Gebrauch in den Fokus rücken.“ Die interessantesten Stücke seien die zweckentfremdeten Schachteln, die bei ihr noch mit entsprechendem Inhalt auf dem Schreibtisch landeten.

Wie jene NVA-Rationsschachtel, die von einem Soldaten der Nationalen Volksarmee(NVA) der DDR 1969 mit abgebrannten Streichhölzern und Staniolpapier beklebt wurde. Er schenkte sie seiner damaligen Freundin, als er gerade auf Heimaturlaub war. Heute ist die Dame seine Frau. Bis heute birgt die Schachtel kleine Schätze.

Mehr als 400 Schachteln werden ausgestellt

Der größte Teil der ausgestellten Objekte stammt aus dem Depot des Freilichtmuseums, die das Museum über Jahre aus Haushaltsauflösungen sammelte. Insgesamt sind beinahe 400 Schachteln unterschiedlichsten Materials zu sehen. Auch Kollegen steuerten ihre Schatzkästchen aus Jugendtagen bei.

Vom Westpaket über Streichholzschachteln bis zum Schatzkistchen ist so manche alte Schachtel dabei, die zum Erinnern einlädt. Unter den Dosen mit Kosmetika und Medizinprodukten befinden sich Kuriositäten wie das Migränepulver in einer bunten Blumendose oder die Schachtel einer Salbe gegen Sommersprossen.
Vom Westpaket über Streichholzschachteln bis zum Schatzkistchen ist so manche alte Schachtel dabei, die zum Erinnern einlädt. Unter den Dosen mit Kosmetika und Medizinprodukten befinden sich Kuriositäten wie das Migränepulver in einer bunten Blumendose oder die Schachtel einer Salbe gegen Sommersprossen. © OTZ | Conni Winkler

Ein paar besondere Stücke stammen aus der Sammlung Otto Hahns aus Kranichfeld wie etwa eine kleine hellblaue Schachtel mit Goldprägung, in der die Firma Anker aus Rudolstadt Anfang des 19. Jahrhunderts Katzenzungen aus Schokolade verkaufte. Es ist die einzige noch erhaltene Verpackung dieser Zeit.

„Heute verbindet man die Firma Anker mit Steinbaukästen, aber sie stellte damals pharmazeutische und kosmetische Produkte her und produzierte Süßigkeiten“, erzählt Anne Madejsky. Sie habe sehr viele Informationen und Geschichten zu den Schachteln gesammelt, die bei weitem nicht alle in der Ausstellung Platz gefunden haben. Aber spätestens Ende April, wenn das Begleitheft zur Ausstellung erhältlich sein wird, kann die eine oder andere Geschichte nachgelesen werden.

Ausstellung „Gut verpackt. Im Reich der Schachteln“: Eröffnung, Samstag 7. März, 15 Uhr; 8.-27. März: Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr, ab 28. März täglich von 10 bis 18 Uhr.