London. Auf ihrem neuen Album rocken Pearl Jam hart wie früher. Maßgeblichen Einfluss auf die Songs von „Dark Matter“ hatte ein gefragter Produzent, der schon den Sound der Rolling Stones auffrischte.

Die ersten Aufnahmen zum zwölften Studioalbum von Pearl Jam liegen schon eine ganze Weile zurück. „Einige der Songs haben wir wirklich schon vor zwei Sommern aufgenommen“, erzählte Frontmann Eddie Vedder (59) in London anlässlich der Veröffentlichung von „Dark Matter“, für das die wichtigste überlebende Grunge-Band den Erfolgsproduzenten Andrew Watt verpflichtete. Der 33-Jährige arbeitete mit Elton John, Miley Cyrus und Post Malone. Zuletzt verhalf er den Rolling Stones zu ihrem gefeierten Album „Hackney Diamonds“.

Der umtriebige Pearl-Jam-Sänger kennt Watt bestens, schließlich produzierte der sein Soloalbum „Earthling“ und spielte auch auf Tournee in seiner Begleitband Earthlings. „Andrew arbeitet anders und es fühlt sich ein wenig intensiv an“, sagte Vedder. „Deshalb dachte ich, es würde gut werden. Es wäre wie ein Ritt auf einem schnellen, kräftigen Pferd.“

Nach einer Probephase waren auch seine Bandkollegen überzeugt. Von Anfang an habe Watt alles richtig gemacht. „Er ließ es so gut wie eh und je klingen, vielleicht sogar noch besser. Und es fühlte sich so gut wie eh und je an, wenn nicht sogar besser.“

Den Biss nicht verloren

Tatsächlich beginnt „Dark Matter“ rasant und wuchtig mit dem grandios betitelten „Scared Of Fear“ (in etwa: Furcht vor der Angst). Dem krachenden Uptempo-Rocker folgt der nächste - das furiose „React, Respond“. Es wirkt wie ein musikalisches Statement: Die Mitglieder von Pearl Jam sind mittlerweile alle um die 60, aber ihren Biss haben sie nicht verloren.

Die Musiker aus Seattle rocken hart wie früher. Experimente wie auf dem Vorgängeralbum „Gigaton“ von 2020 blieben aus. „Andrew hat uns in den Hintern getreten“, hatte Gitarrist Mike McCready schon zu Jahresbeginn im „Revolver“-Interview verraten und damit nicht zu viel versprochen.

Allerdings wird nicht nur hart gerockt. Beim eher melancholischen „Wreckage“ mit starkem Amerikana-Einschlag nehmen Pearl Jam das Tempo raus. Die Grundidee stammt von Watt. „Andrew hatte ein kleines Riff“, so Vedder, der mit seinem musikalischen Weggefährten einfach herumprobierte. „Innerhalb einer halben Stunde hatten wir den Song und über Nacht habe ich einen Text dazu geschrieben. Das war ein gutes Zeichen. Es hieß, dass die Songwriting-Götter wussten, dass wir existieren und wir uns auf eine Reise begeben.“

Diese Reise führt Pearl Jam über wechselhaftes musikalisches Terrain, über ruhigere, langsamere Nummern wie „Upper Hand“ und „Waiting For Stevie“, die einen Hauch von 90er-Jahre-Feeling versprühen, und einen weiteren mitreißenden Hardrock-Kracher („Running“) bis hin zum folkig-minimalistischen „Setting Sun“. Ausgerechnet der Titelsong will hingegen nicht zünden. Doch viele andere Lieder auf „Dark Matter“ bieten sich für die bevorstehenden Konzerte geradezu an. Auf ihrer kommenden Welttournee werden Pearl Jam am 2. und 3. Juli auch zwei Konzerte auf der Waldbühne in Berlin spielen.