Sondershausen. Loh-Orchester konzertiert mit Pianist Enrico Pace. Wagner erinnert an ihren Ururgroßvater Franz Liszt.

Nach Meiningen und Weimar ist Sondershausen dritter Austragungsort der seit 2015 aller zwei Jahre ausgetragenen Thüringer Liszt-Biennale. Vor vollen Zuschauerreihen wurde am Mittwochabend das fünftägige Musikfestival im Achteckhaus von Schloss Sondershausen eröffnet.

Bei den gastgebenden Städten der Biennale handelt es sich um Orte, zu denen der ungarische Komponist, Pianist und Dirigent einen Bezug hatte. So soll Franz Liszt insgesamt 13 Mal in Sondershausen gewesen sein. Das erste Mal im Jahre 1856 zu einem Loh-Konzert.

Daniel Klajner – er hatte an diesem Abend die musikalische Leitung über das Loh-Orchester – erinnerte daran, dass Liszt hier viele Uraufführungen der damaligen Hofkapelle erlebte. In seiner Begeisterung über das Orchester sprach Liszt vom „großen Wunder, eingesperrt in einer kleinen Stadt“.

Nike Wagner, die Schirmherrin der Veranstaltung und zugleich Ururenkelin von Franz Liszt, eröffnete die Biennale mit persönlichen Erinnerungen ihrer Familie an die berühmten Vorfahren. So habe ihr Urgroßvater Richard Wagner festgestellt, dass der Ruhm Liszts auf sein virtuoses Klavierspiel zurückzuführen sei. Damit habe er ganz Europa verblüfft. Als moderner Komponist sei er jedoch weitgehend unbekannt geblieben. „Er behandelte ein Orchester wie ein Klavier, wie ein einziges Instrument“, sagte Nike Wagner. „Seine sinfonischen Dichtungen wurden kaum verstanden.“ Wagner lobte Liszt als einen Weltbürger, der Grenzen überschritt: „Europa ist seiner Musik stets präsent.“

Ein weiterer Höhepunkt des Abends war der Auftritt des italienischen Pianisten Enrico Pace, der bereits die dritte Liszt-Biennale eröffnete. Pace spielte mit dem Loh-Orchester Liszts 2. Sinfonie sowie ein Konzertstück, das Christoph Ehrenfellner, seit 2016 Composer in Residence am Theater Nordhausen, eigens für diesen Tag komponierte. Mit dem Stück „Der Wanderer“ stellte Ehrenfellner Bezüge zu Franz Schubert und Franz Liszt her, der dessen „Wanderfantasie“ bearbeitete.

Am Pfingstwochenende stehen zahlreiche weitere musikalische Angebote im Rahmen der Liszt-Biennale in Sondershausen, Meiningen, Weimar, Eisenach, Erfurt und Altenburg auf dem Programm.