Weimar. Vor der Eröffnung zu Pfingsten – ein Gespräch mit Kantor Johannes Kleinjung

Johannes Kleinjung eröffnet am Pfingstsonntag in der Stadtkirche St. Peter und Paul die Konzertreihe „Weimarer Orgelsommer“ mit Werken von Johann Sebastian Bach, Léon Boellman, Paul Hindemith, Jean Langlais und Petr Eben. Wir sprachen mit Kantor Johannes Kleinjung.

Was erwartet Konzertfreunde in diesem Jahr beim Orgelsommer?

Wie immer erwartet die Zuhörer eine aufregende Mischung von jungen und etablierten Künstlern aus Nah und Fern, die den unterschiedlichsten Traditionen und Ländern entstammen. Da dürfen wir programmatisch und interpretatorisch eine große Vielfalt erwarten.

Welche neuen Akzente werden gesetzt, auch in Hinblick auf das Jubiläumsjahr 100 Jahre Bauhaus/Weimarer Republik?

Sicherlich werden einige Musiker darauf eingehen. Wenngleich Orgel- bzw. Kirchenmusik in dieser Zeit keine große Rolle spielte. Gleichwohl wurde aber der große „Baumeister“ der Barockmusik, Johann Sebastian Bach, sehr verehrt – seine Musik spielte nicht nur für Bauhausfeiern eine große Rolle, sondern wurde auch von Komponisten der damaligen Zeit zum Vorbild genommen beziehungsweise adaptiert. Von Schönberg und Hindemith beispielsweise. Ich werde unter anderem etwa eine Orgelsonate von Paul Hindemith spielen und sie in den Kontext von Bach, Langlais und Eben stellen.

Welchen Stellenwert genießt der Weimarer Orgelsommer in der Vielzahl ähnlicher Angebote?

Einen sehr hohen. Wenn man die Konzertreihe mit ähnlichen Veranstaltungsformaten anderer Städte vergleicht, haben wir einen hohen, ja sogar wachsenden Zuspruch. Dazu trägt natürlich der Ort mit seinem musik- und geistesgeschichtlichen Hintergrund entscheidend bei, vor allem nach der umfassenden Renovierung der letzten Jahre. Aber auch im Veranstaltungskontext Weimars können wir gut bestehen – es ist ein relativ „niedrigschwelliges“ Angebot: eine Stunde am frühen Abend, wenig Eintritt, toller Raum – das zieht vor allem viele Touristen an.

Worauf haben Sie bei der Vorbereitung besonderen Wert gelegt?

Mir ist es in der Planung immer wichtig, eine Brücke zu bauen zwischen den verschiedenen „Künstlertypen“ – es ist alles dabei, vom Hochschulprofessur über den katholischen Domorganisten bis zum Meisterklassenstudenten und dem evangelischen Kantor. Alle haben eine sehr abwechslungsreiche und unterschiedliche Sicht auf das Repertoire – sehr erfrischend!

Johannes Ernst Köhler hat die „Stunde der Orgelmusik“ 1953 gegründet. Was muss der Orgelsommer heute vielleicht mehr als damals mitbringen, um Publikum anzuziehen?

Ich glaube – ehrlich gesagt – das Format muss sich nicht groß verändern. „Orgel geht immer“ hat mal ein Kollege gesagt. Ein bisschen stimmt das, dennoch darf sich natürlich das Repertoire nicht auf Bach und Mendelssohn beschränken, sondern muss auch mal Grenzen ausloten, und das haben, denke ich, meine Vorgänger auch schon gemacht. Es muss sich eine breite Masse angesprochen fühlen: Der Gast, der bei Klängen, die ihm vertraut sind und die er mit „Kirche“ verbindet, den Raum genießt ebenso wie der „Kulturbürger“, der auch etwas Neues kennenlernen will.

Sonntag, 9. Mai, 18 Uhr, Stadtkirche, Karten zu 8 € (erm. 5 €) an der Abendkasse