Erfurt. Thüringens Lehrerverband rechnet einen akuten Bedarf von rund 2000 zusätzlichen Pädagogen vor und fordert Parteien endlich zum Handeln auf.

Um den festgeschriebenen Unterrichtsumfang an Thüringer Schulen vollständig abzudecken, müssten nach Berechnung des Thüringer Lehrerverbandes (tlv) aktuell rund 1.200 Pädagogen eingestellt werden. Zusätzliche 600 Lehrer sind nötig, um vielen Langzeiterkrankungen abzufangen. Die Zahlen sind nach Auffassung von tlv-Chef Rolf Busch nur die Spitze des Eisberges, weil die Blitzumfrage des Verbandes Horterzieher, sonderpädagogische Fachkräfte und Lehrer für Deutsch als Zweitsprache gar nicht einbezogen habe.

Der tlv stützt sich bei diesen Zahlen auf Angaben aus 46 Schulen, die auf Thüringen hochgerechnet wurden. Die Umfrage sei zwar nicht repräsentativ, räumt Busch ein, doch sie bilde die Situation nach seiner Einschätzung gut ab. Als Reaktion auf die personelle Notlage würden inzwischen in einer Reihe von Schulen die Unterrichtsstunden auf 40 Minuten gekürzt, um auf diese Weise die Anzahl der Lehrstunden für Pädagogen erhöhen zu können. „Die Folgen sind für alle Seiten fatal,“ kritisiert der Verbandschef: Für Lehrer erhöhe die Arbeitsbelastung, während Schüler in der Summe Unterrichtszeit verlieren, die nicht nachgeholt werde.

Verbandschef Busch beschrieb die aktuelle Situation als „katastrophal“, und forderte die Parteien auf, ihre Wahlversprechen einzulösen, alle hätten der Bekämpfung des Unterrichtsausfalls erste Priorität gegeben. Statt dessen herrsche seit Monaten faktisch Stillstand in den Schulen. „Uns geht wertvolle Zeit verloren, das ist nicht mehr vertretbar.“

Neben der überfälligen Anhebung der Gehälter für Grundschullehrer mahnt der tlv deutlich schnellere Einstellungsverfahren an. Das beträfe zu Beispiel online-basierte Bewerbungen und mehr schulscharfe Ausschreibungen, damit sich Lehrer direkt auf freie Stellen bewerben können. Der Lehrerverband rechnet damit, dass deutlich mehr Lehrer in diesem Jahr in den Ruhestand gehen werden als prognostiziert, viele von ihnen, weil sie am Ende ihrer Kräfte sind.