Erfurt. Der Alltag an Thüringer Schulen ist auch für Berufseinsteiger nicht einfach. Der Lehrerverband wollte es genau wissen und hat jetzt Forderungen an die Politik.

Die Lücken in den Lehrerzimmern ist auch aus Sicht der jungen Lehrer die größte Baustelle in Thüringens Schulpolitik. Das geht aus den Rückmeldungen einer Aktion hervor, zu der die Gemeinschaft der Junglehrer im Thüringer Lehrerverband (tlv) Anfang Oktober aufgerufen hatte. Erwartbar wäre gewesen, dass sich Lehrer unter 35 Jahren in erster Linie bessere Bedingungen für die Digitalisierung an den Schulen wünschen würden, bemerkt Tim Reukauf vom tlv. Den Befund erklärt er unter anderem mit den Schwierigkeiten, auf die viele junge Lehrer in Kollegien stoßen, in denen die Mehrzahl der Lehrer 50 Jahre und älter sind. Weil über Jahre kaum eingestellt wurde, fehlten in Thüringen faktisch die Generation der Lehrer von 35 bis 50 Jahren, so Reukauf. Die Zusagen für den Schuldienst müssten schneller kommen, das gelte auch für junge Lehrer aus Thüringen, die in Nachbarländer gegangen sind und gern zurückkehren wollen. „Auch wenn es nicht gleich die Wunschstelle sein kann: Entscheidend für die Lebensplanung sei die schnelle und verlässliche Botschaft, dass Thüringen sie nehme“, beschreibt er die Stimmungslage. „Aber man muss mit uns reden.“

Zu wenige Kollegen, zu wenig Wertschätzung

Als ein weiteres Manko wird fehlende Wertschätzung empfunden. Wir erleben, wie die Aufgaben immer mehr werden, so Tim Reukauf. Doch Rückmeldungen aus Schulamt oder Ministerium kämen nur, wenn es Probleme gebe. Mehrfach wurde auf personelle Engpässe in der Sprachförderung für Schüler ohne ausreichende Deutschkenntnisse verwiesen, der Einsatz von multiprofessionellen Teams in den Schulen, kleinere Klassen und der Erhalt der Förderschulen angemahnt. Der Einsatz von digitalen Medien im Unterricht oder moderne Methoden wie das digitale Klassenbuch, so eine weitere Erfahrung, sei häufig von Entscheidungen einzelner Schulträger abhängig, was zu regionalen Unterschieden führe. Kritisiert wurde von den Junglehrern auch die geltende Regelung zur Versetzung, die eine Klassenwiederholung nach der 5 und 7. Klasse ausschließt. Eine starre Handhabung dieser Vorgabe, so Tim Reukauf, gehe an der Lebenswirklichkeit in den Schulen vorbei.

Auf Postkarten sollten Berufseinsteiger notieren, was aus Ihrer Sicht für die Zukunftsfähigkeit ihrer Profession nötig ist, heute werden sie Bildungsminister Helmut Holter zur Kenntnis gegeben.