Schleifreisen. 90 Lastwagen haben Polizisten und Zollbeamte zwei Tage lange am Hermsdorfer Kreuz besonders unter die Lupe genommen. Etwa die Hälfte war von Mängeln betroffen.

Eine solche Großkontrolle hat es in Thüringen noch nicht gegeben: Nicht nur Thüringer Polizisten und Zollbeamte sowie Vertreter von Thüringer Behörden wie dem Ministerium für Infrastruktur oder dem Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz haben in den vergangenen zwei Tagen am Hermsdorfer Kreuz Abfalltransporte unter die Lupe genommen. Mit dabei waren Mitarbeiter von Umweltbehörden aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz sowie aus Luxemburg, Österreich und den Niederlanden.

Es ging zuvorderst um den Erfahrungsaustausch am konkreten Objekt – wie gut das funktionierte, zeigte sich unter anderem am zweiten Tag: Die Thüringer Beamten wollten gerade die Kontrolle eines mit Elektroschrott beladenen Lasters aus Tschechien abschließen, als ein Kollege aus den Niederlanden, dem Ziel des Transports, auf die Idee kam, beim heimischen Abnehmer anzurufen.

Und siehe da: Der Empfänger war zwar scharf auf die Computerplatinen, nicht aber auf die dort noch verbauten Batterien. Der Lkw musste umdrehen. Besser: Er hätte es gemusst, wenn der Fahrer eine gültige Fahrerlaubnis für den Laster vorgelegt hätte. Weil das nicht der Fall war, blieb das Fahrzeug bis zum Eintreffen eines Ersatzfahrers stehen.

Zu schnell gefahren, Ladung schlecht gesichert

Insgesamt 89 Abfalltransporter hat die Polizei unter die Lupe genommen. Etwa die Hälfte davon war dem Sprecher der Thüringer Autobahnpolizei zufolge mit Mängeln behaftet: „In den meisten Fällen saßen die Fahrer zu lange am Steuer oder waren zu schnell gefahren, teils war die Ladung schlecht gesichert“, sagt Christian Cohn. Umweltverstöße habe es kaum gegeben. Doch es gab sie: So wurde ein Lkw gestoppt, der aus Italien kam und asbesthaltige Abfälle – also extrem krebserregendes Material — zu einer Deponie in Sachsen bringen sollte.

Die Platten waren nur mangelhaft verpackt, der Asbest bröckelte aus den Folien. Weiterfahren darf der Lkw erst, wenn das Material umverpackt wurde.

Die Rastplätze zu beiden Seiten der A 9 am Hermsdorfer Kreuz wurden nicht zufällig für die Kontrolle ausgewählt: Dort schneiden sich nicht nur mit der A 4 Dresden – Frankfurt (Main) und der A 9 Berlin – München wichtige Trassen.

Schmuggler gehen diesmal nicht ins Netz

Von den fast 70.000 Fahrzeugen je Fahrtrichtung, die täglich zwischen Frankfurt und Berlin sowie Berlin und München das Kreuz passieren, ist fast jedes fünfte dem schweren Güterverkehr (über 12 Tonnen) zuzuordnen. 20 Prozent davon transportieren Abfälle, die dem Kreislaufwirtschaftsgesetz unterliegen. Zu erkennen sind diese Fahrzeuge am reflektierenden „A“-Schild, das vorn und hinten angebracht sein muss.

Obwohl der Fokus auf dem Abfall lag, achteten die Kontrolleure auch auf den Zustand der Fahrer und Fahrzeuge. Während die einen Papiere prüften und Fahrtenschreiber auslasen, inspizierten andere die Lkw, schauten auf Reifen, Bremsen und Prüfmarken. Obendrein wurden die Lkw mit einer aus Köln geholten mobilen Röntgen-Anlage des Zolls durchleuchtet, um Schmuggler zu enttarnen. Diesmal wurde zwar nichts entdeckt. Dafür konnten die Zöllner 10 Vollstreckungsaufträge vollziehen, weil ausländische Fahrer dem deutschen Staat noch Geld schuldeten. Die Gesamtsumme belief sich auf rund 1500 Euro.

Weitere 1100 Euro musste ein ausländischer Busfahrer berappen, der die Personenbeförderungssteuer nicht entrichtet hatte.