Erfurt. . Der Freistaat hat die höchste Krankheitslast in ganz Deutschland. Sie liegt 31 Prozent über dem Bundesschnitt. In diesem Landkreis leben die gesündesten Thüringer.

Höchste Krankenlast in Thüringen
Höchste Krankenlast in Thüringen © Barmer Thüringen

Wie krank sind die Thüringer und warum? Mit dem Morbiditäts- und Sozialatlas stellt die Barmer erstmals ein Analysetool online, dass es erlaubt, anhand von anonymisierten Versichertendaten der Kasse den Zusammenhang von Krankheiten und sozialen Faktoren wie Einkommen, Bildungsstand, Alter und Geschlecht zu ermitteln.

Demnach haben Thüringer derzeit die höchste Krankheitslast in ganz Deutschland, aktuell liegt sie bei 31 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. „Das ist zum Einen eine Folge der Demografie, weil Thüringen auch das Land mit den zweitältesten Einwohnern ist (im Schnitt 47 Jahre). Wir sehen aber auch Zusammenhänge zu Lohnniveau und Ausbildungsstand. Anders ausgedrückt: Nicht nur Armut macht krank. Wer weniger gebildet ist, hat auch weniger Gesundheitskompetenz und andersherum“, sagte Landeschefin Birgit Dziuk.

Mehr Gesundheitsunterricht an Schulen gefordert

Neben mehr Gesundheitsunterricht an Schulen forderte Dziuk vom Land konkrete Schritte gegen das Image Thüringens als Billiglohnland. Derzeit arbeiteten hierzulande 221.000 Menschen unter der Niedriglohnschwelle. Überlegungen, wie sich Gesundheit und Gemeinwohl auch über soziale Faktoren erheben ließen, müssten sowohl in die Krankenhausplanung bis 2024 als auch in Planung und Neuorganisation der Gesundheitsversorgung bis 2030 einfließen.

Das im Internet frei zugängige Recherchetool ist eine Entwicklung des vor zwei Jahren gegründeten Institutes für Gesundheitsforschung (bfig). Abfragen lassen sich auch regionale Unterschiede nach Landkreisen. Demnach hat Jena die geringste krankheitsbedingte Gesamtbelastung. Allerdings liegt sie in der Saalestadt noch immer 16 Prozent über dem Bundesschnitt. Am schlechtesten schneiden Gera, der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt und Suhl ab, die 46 oder 45 Prozent über der durchschnittlichen Krankheitslast liegen.

Freistaat auch bei einzelnen Krankheiten über Bundesdurchschnitt

Als Krankheitslast wird die Summe bezeichnet aus den verlorenen Lebensjahren durch vorzeitiges krankheitsbedingtes Versterben sowie den Lebensjahren, die mit gesundheitlichen Einschränkungen durch Krankheiten oder Behinderung verlebt wurden. Der Wert ist nicht identisch mit dem Krankenstand. Auch da liegt Thüringen allerdings mit 22,4 Tagen pro Versicherten bundesweit an der Spitze.

Das Gesamtbild setzt sich auch bei einzelnen Krankheiten fort. Bei Herzkranken gibt es mit 362 Betroffenen je 1000 Einwohner fast doppelt so viele wie bundesweit. In Jena sind 295 von 1000 Personen herzkrank, in Suhl mit Deutschlands ältesten Bevölkerung 430 Menschen. Chronische Schmerzen haben 88 von 1000 Thüringern (52 Prozent über dem Bundesschnitt). Innerhalb Thüringens liegen die Quoten zwischen 14 Prozent im Kyffhäuserkreis und 101 Prozent in Suhl.e.

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