Wangenheim. Pfarrhaus in Wangenheim dient als ein Begegnungs- und Veranstaltungsort sowie Anlaufstelle für Pilger.

Was tun, wenn kein Pfarrer mehr im Dorf lebt und das Pfarrhaus verwaist ist? Die Emmaus-Gemeinde, zu der elf Orte im Norden des Landkreises Gotha gehören, hat für das Pfarrhaus in Wangenheim eine Lösung gefunden. Es dient jetzt als Meister-Eckhart-Haus für das kirchliche Gemeindeleben in Wangenheim sowie als Ort der Begegnung und Meditation. Außerdem bietet es Pilgern ein Lager. Seit jüngster Zeit arbeiten die Kirchgemeinde und Pfarrer Ralf Kühlwetter-Uhle eng mit der Predigerkirche in Erfurt zusammen.

Das alles geschieht im Geiste Meister Eckharts. Den Magister Eckhardt von Hochheim, weltweit bekannt als Meister Eckhart, als Namenspatron für das Pfarrhaus zu wählen, liegt nahe. Er wurde um 1260 in Tambach oder Hochheim geboren. Dessen Vorfahren dienten als Ministeriale den Herren von Wangenheim, verwaist Kühlwetter-Uhle auf historisch gewachsene Verbindungen zwischen den beiden Nachbarorten.

Der Prior und Provinzial des Dominikanerordens sowie Lehrer und Professor in Köln und Paris, war ein einflussreicher spätmittelalterlicher Theologe und Philosoph. „Anliegen von Meister Eckhart war es, mit Verweis auf Jesus Christus den Grund des Lebens im Menschen und in allem, was in der Welt ist, erkennbar zu machen. Seine Gedanken kreisten in diesem Zusammenhang um Gelassenheit, Achtsamkeit, Entschleunigung, Leben im Gleichgewicht und sind heute wieder hochaktuell“, sagt Ralf Kühlwetter-Uhle.

Er ist mit seiner Frau Annette Pfarrer der Emmaus-Gemeinde Goldbach-Wangenheim, derzeit Vakanz-Vertreter in Sonneborn und Gräfentonna. Als stellvertretender Vorsitzender des Vereins Kirche und Tourismus begleitet er das Meister-Eckhart-Haus „Im Grunde leben“. Mitglieder der Kirchgemeinde aus Wangenheim unterstützen das.

Kooperation mit der Predigerkirche Erfurt

Das Projekt „Im Grunde leben“ wird im ehemaligen Pfarrhaus Wangenheim mit dessen Umfeld umgesetzt. In einem „Haus der Begegnung und Lebensfindung im Geiste Meister Eckharts“ werden unter anderem Gesprächsforen, Vorträge, Meditations- und Entspannungskurse, Konzerte, Filmvorführungen, Kreativ-Workshops und Kunstprojekte angeboten.

Das Meister-Eckhart-Haus knüpft damit an die Arbeit einer gleichnamigen Einrichtung in Köln an. Das dortige Veranstaltungs- und Begegnungszentrum ist vor etwa zwei Jahren nach Verkauf des Gebäudes geschlossen worden. Dessen ehemaliger Leiter Klaus-Werner Scharnier wird am Samstag, 11. Mai, im Eckart-Haus Wangenheim eine japanische Teezeremonie im Rahmen des Erzählcafés zelebrieren. Elke und Martin Frommannshausen, die jetzt im Pfarrhaus Warza wohnen, begleiten das dann musikalisch. Zum Auftakt des diesjährigen Veranstaltungsprogramms war Gothas Landrat Onno Eckert (SPD) in ähnlicher Runde zu erleben.

Für die neue Zusammenarbeit mit der Predigerkirche in Erfurt ist Meister Eckhart ebenfalls das Bindeglied. Im Predigerkloster, ab 1294 unter seiner Leitung, verfasste er die „Reden der Unterweisung“.

Dieses Wochenende und in der Karwoche vor Ostern bieten Wangenheimer und Erfurter ein Meister-Eckhart-Programm mit Laurent Jouvet aus der Ardèche (Frankreich) an. Am Freitag hält er einen Vortrag mit Lesung aus dem Buch „Meister Eckhart und seine Spiritualität heute“ in Erfurt. In Wangenheim folgt „Meditation und Entspannung mit Meister Eckhart“.