Die Andacht zum Wochenende für den Landkreis Sömmerda zum Thema Glauben und Sehen.

Wunder geschehen! Wir dürfen nicht nur an das glauben was wir sehen…“ Ein Ohrwurm von „Nena“ aus meiner Jugendzeit. Diese wurde gerade 60, und so kam es mal wieder im Radio.

Für viele Dinge, nicht nur für Wunder, trifft es oft zu. „Das glaube ich erst, wenn ich‘s mit eigenen Augen gesehen habe“ – den Satz kennen wir. Doch auch nicht alles, was wir sehen, sollten wir glauben. Das musste schon die russische Zarin Katharina II. erfahren. Es wird erzählt, dass ihr Feldmarschall Graf Potemkin in neu eroberten Gebieten in der Krim Dörfer aus bemalten Kulissen errichten ließ, um die Zarin bei ihrer Besuchsreise zu beeindrucken. Seitdem gibt es das Sprichwort von den „Potemkinschen Dörfern“ für etwas, das einen schönen Anschein erweckt, in Wirklichkeit aber gar nicht da ist.

Nicht alles, was wir sehen, können und sollten wir glauben. Das gilt auch heute noch. Und umgekehrt gilt: Nicht alles, was wir glauben, müssen wir sehen. Und da sind wir schon bei einem wichtigen Satz Jesu, nach seiner Kreuzigung und Auferstehung: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

Die wirklich wichtigen und dauerhaften Dinge des Lebens gehören zu denen, die man nicht sehen, nur glauben kann. Der Satz galt damals dem Jünger Thomas, und damit hatte er seinen Ruf als „ungläubiger Thomas“ weg. Er tut mir dann immer ein bisschen leid, denn ich finde, man tut ihm Unrecht. Natürlich, er hat am Abend des Auferstehungssonntags bezweifelt, dass Jesus lebt, weil er gerade nicht da war, als der Auferstandene erschien.

Aber genau dasselbe haben die anderen Apostel auch getan – bevor sie Jesus sahen! Sie haben den Frauen nicht geglaubt, als diese mit der frohen Kunde vom leeren Grab zurückkehrten: „Der Herr ist auferstanden!“ Sie waren da immer noch ängstlich und verzagt, hatten sich in einem Haus verbarrikadiert.

Sie waren da ungläubig wie später Thomas. Erst als sie Jesus sahen, erst als er ihnen seine verletzten Hände und seine Seite zeigte, glaubten sie.

Sein Satz ist auch an uns heute gerichtet. Er gilt allen Christen. Wir brauchen uns mit der Osterbotschaft nicht ängstlich hinter dicken (Kirchen?)Mauern zu verstecken, wir können frei und mutig hinausgehen und es weitersagen: Der Herr ist auferstanden!

Und warum dürfen wir das glauben? Weil Jesus sich als „glaubwürdig“ erwiesen hat. Weil er seine ersten Jünger zu Augenzeugen gemacht hat. Sie durften sehen und glauben. Sie sahen ja den Auferstanden wirklich und leibhaftig. Sie konnten sich von seinen Wundmalen an Händen, Füßen und der Seite überzeugen, sowohl Thomas als auch die anderen Apostel.

Und wenn wir noch heute ihre Berichte in der Bibel lesen, so leihen sie uns damit quasi ihre Augen, sodass wir an der Auferstehung unseres Herrn teilhaben können.

Eine Grundfrage des Glaubens. Auf etwas zu vertrauen, was uns an Glaubenserfahrungen überliefert ist, obwohl wir keine Augenzeugen waren.

Denn wenn wir einzig nach dem urteilen, was unsere Augen sehen, dann kommen Zweifel auf. Wir sehen Leid und Not, Armut und Krankheit. Und fragen, ob Gott es denn wirklich gut mit uns meint. Die Antwort von Ostern, die Antwort der Apostel, die Antwort der ganzen Bibel lautet: Ja, wirklich. Gott meint es wirklich gut mit dir und mit allen Menschen, auch wenn es manchmal nicht so aussieht.

Auch wenn deine Augen manchmal etwas ganz anderes sehen. Denn „selig sind, die nicht sehen und doch glauben“.

Nicht alles, was wir sehen, sollten und können wir glauben. Und nicht alles, was wir glauben, müssen wir sehen.

Zu Ostern: dass mit Leid und Tod nicht alles vorbei ist. Ewiges Leben bei Gott. Gute Botschaft, Evangelium. Musik in den Ohren. „Wir dürfen nicht nur an das glauben, was wir sehn…“