Volkenroda. Kristina Lohe ist seit einem Jahr zweite Vorstandsvorsitzende im Kloster Volkenroda und steht vor großartigen Aufgaben.

Wenn es um den Begriff Heimat geht, ist Kristina Lohe (44) nicht so festgelegt. „Ich habe mehrere Heimatorte.“ Inzwischen gehört Volkenroda dazu. „Das Einzige, das ich hier vermisse, das ist das Meer“, sagt sie. Diese Momente am Wasser faszinieren sie. Was sie in Volkenroda außerdem vermisst, das ist der U-Bahn-Geruch. „Das ist für mich ein Zuhause-Geruch.“

Lohe wurde in Schleswig-Holstein geboren, lebte zwei Jahrzehnte im Ruhrgebiet und zehn Jahre in Dänemark. Von dort aus wollte sie nach Spanien pilgern, „doch Pilgern, das war so gar nicht meins.“ Auf den Tipp einer Freundin hin kam sie ins Kloster nach Volkenroda. Dort nahm sie eine Auszeit.

Und dort traf sie auf Ulrike Köhler, jene Frau, die als Mutter des Klosters gilt, es maßgeblich mit wieder aufgebaut hat. Köhler stärkte Lohe in dem Gedanken, ein „Café für suchende und fröhliche Heiden“ zu eröffnen.

Das Mitbewohnerhaus ist „richtig abgerockt“

Dort sollten die Gäste mit fröhlichen Christen ins Gespräch kommen. „Ich habe es damals, vor drei Jahren, als meine Aufgabe angesehen. Es war kein Mädchentraum, es war meine Aufgabe.“ Eine, die letztlich nicht umzusetzen war. „Rückwärtsgewandt, verstehe ich das alles.“

Lohe kehrte zurück nach Volkenroda – und betreute seinerzeit unter anderem auch die Ausschreibung zum stellvertretenden Vorstand. Dass auch sie sich auf diese Ausschreibung hin bewirbt, das entwickelte sich erst langsam, nach verschiedenen Gesprächen. „Ich habe ein paar Runden gebetet und mich dann beworben.“ Nicht wenige seien überrascht davon gewesen, „dass eine Frau mit Mitte 40 ihre Unterlagen einreicht“.

Inzwischen ist sie seit einem Jahr die Stellvertreterin der beiden Vorstände Albrecht Schödel und Helmut Roßkopf, ist Leiterin für Organisation, Entwicklung und Jugend. So weitgefasst wie der Name, so weit gefasst sind Kristina Lohes Aufgaben.

Es geht darum, das Mitbewohnerhaus – „das ist richtig abgerockt“ – zu sanieren und auch den Christuspavillon, der als eine der 100 wichtigsten Kirchen in Deutschland geführt wird. „Der Aufbau unseres Klosters ist abgeschlossen, nun geht es darum, es zukunftsfähig aufzustellen, herauszuarbeiten: Was ist unser Auftrag? Wie gelingt es uns, die Botschaft nach außen zu tragen“, sagt die 44-Jährige. Das solle gemeinsam mit der Kommunität geschehen.

Zudem wolle sie den mehr als 40 Mitarbeitern ein Gemeinschaftsgefühl vermitteln, „Das ist bei Häusern dieser Größe nicht überall der Fall. Ich bin keine hierarchische Chefin.“

Lohe ist überzeugt von der Ökumene, sie will sie leben. Über sich selbst sagt sie: „Pietistische Frömmigkeit ist mir fremd.“ In Volkenroda könne sie sich ausleben. Es ist für sie ein besonderer Ort. „Alle, die hierher kommen, spüren etwas, spüren das Besondere. Hier gibt es so vielfältige Einladungen, mit Gott in Kontakt zu kommen.“

20.000 Übernachtungen zählt das Kloster jedes Jahr, insgesamt gut 30.000 Gäste. „Nein, es sollen keine 100.000 werden, danach streben wir nicht.“ Gäste sind Christen, Nicht-Christen, Schülergruppen, sie kommen zu Seminaren für Manager und Jugendbildung. Kristina Lohem sagt: „Genau diese Vielfalt ist es, die uns ausmacht.“