Sömmerda. Pilotprojekt des Praxistages in Sömmerda startet mit Treffen von Unternehmern und „Einstein“-Schülern der 8. Klasse

Premiere hatte gestern ein Kennenlerntag an der Gemeinschaftsschule „Albert Einstein“ in Sömmerda. Schüler trafen auf Unternehmer. Eine freundliche Begrüßung mit „Guten Tag“ und festem Handschlag gelang den meisten Achtklässlern beim „Speed-Dating“ schon ganz gut. Andere brauchten ein wenig Nachhilfe in Knigge.

Der Praxistag ist ein Pilotprojekt des Landratsamts, der Stadt Sömmerda, der IHK Erfurt und der Kreishandwerkerschaft Wei- mar-Sömmerda mit der Gemeinschaftsschule. Absolvierten bisher Schülerinnen und Schüler während der 9. Klasse ein zweiwöchiges Betriebspraktikum, wird das ab dem Schuljahr 2019/2020 anders sein. Im Rahmen eines Praxistags werden sie bis Ende Mai 2020, also ein ganzes Schuljahr lang, jede Woche kontinuierlich in einem Unternehmen ihrer Wahl praktische Erfahrungen in der realen Arbeitswelt sammeln (insgesamt 36 Tage). Dieser Tag ist Bestandteil des Stundenplans und wird wie ein Unterrichtsfach bewertet. Über ihre Tätigkeit in den Firmen werden die Schüler einen Praktikumshefter führen.

22 Unternehmen aus Sömmerda und der Umgebung vom Handwerksbetrieb über soziale Dienste bis Automobilzulieferer waren mit Vertretern in der Mensa und in zwei Unterrichtsräumen präsent. Mancher Firmenchef nahm sich selbst Zeit für das Kennenlernen der potenziellen Praktikanten.

Dafür könne man den Unternehmen dankbar sein, betonte Landrat Harald Henning (CDU). Er hatte den Schülern nahe gelegt, die Sache ernst zu nehmen, gehe es doch um ihre Zukunft. Die Veranstaltung sei ein erster Schritt auf diesem Weg. „Die Beratungsmöglichkeiten, so komprimiert wie hier, kommen nicht wieder“, mahnte er an. Auf der jährlichen Berufsinformationsbörse in der Unstruthalle verpuffe teils das Interesse der Schüler.

Bürgermeister Ralf Hauboldt (Linke) sieht das nicht anders. Zuvor hatte er die Veranstaltung, die ihm sehr am Herzen liege, eröffnet. Bei Unternehmensbesuchen erfahre er, wie dringend Fachkräfte benötigt werden. Die Region berge viel Potenzial, das müsse genutzt werden. Firmen und Schüler an einen Tisch bringen – sei eine Win-win-Situation. „Es wäre gut, wenn das Modellprojekt Schule machen könnte“, hofft Hauboldt auf eine Ausweitung über Sömmerda oder Thüringen hinaus.

Markus Heyn von der IHK Erfurt erläuterte die durchweg positiven Erfahrungen, die mit zwei Projekten des Praxistages im Raum Weimar gesammelt wurden und derzeit Fortsetzung finden. Wem es nach Höherem strebt, mit einem Beruf in der Tasche bestehe immer noch die Möglichkeit zu studieren oder den Meisterbrief zu machen.

Maximilian Mock aus der 8a hat schon konkrete Berufsvorstellungen. Büro liege ihm weniger, ein technischer Beruf soll es sein. Wie seine Mitschüler – 38 Mädchen und Jungen – begab er sich mit einem Laufzettel zu verschiedenen Firmenvertretern. Favoriten auf seiner Liste waren va-Q-tec und MDC.

„Beim Handwerk ist echt was los“, freute sich Katja Preuss von der Kreishandwerkerschaft Weimar-Sömmerda. Etliche Schüler stellten sich Bäckermeister Süpke oder Zimmerermeister Quenzel vor.

Der Praxistag – eine gute Idee, fand auch der Sömmerdaer Zahnarzt Dr. Holger Haupt. Seit 20 Jahren bilde er zahnmedizinische Fachangestellte aus. Gemeinsam mit Azubi Melanie Deike erklärte er interessierten Schülerinnen die Ausbildungsmodalitäten. Bislang habe er alle Berufsanfänger in Arbeit vermitteln können. Die Schüler kennen die Unternehmen bereits und konnten drei Favoriten benennen, in denen sie ihren Praxistag absolvieren möchten. Im Nachgang wird über den Einsatzort entschieden. Ziel ist, dass jeder Schüler einen Praktikumsvertrag bis zu den Sommerferien 2019 hat.