Gräfenroda. Der Flößgraben bei Gräfenroda – worauf einst gefälltes Holz transportiert wurde, lässt sich nun entspannt erwandern. Überraschungen hat der Weg aber auch. Neben schönen Fernsichten bietet er einen dunklen Gang durch einen Felsen.

Wenn jemand wie ich seine Jugend in Gräfenroda erlebt und verlebt hat, kennt man sich natürlich aus in der Gegend um den Ausgebrannten Stein zwischen Oberhof und Gräfenroda. Damals ging es mit dem Rad über Stock und Stein entlang des Alten Flößgrabens, um an den Sieglitzteich zu gelangen. Dort war bei schönem Wetter Badespaß garantiert. Aber auch der Ausgebrannte Stein und der Hohe Stein zählten zu unseren Zielen. Im Herbst stand dieses Waldgebiet hoch im Kurs, wenn es darum ging, die größten Pilze mit nach Hause zu bringen.

Vom Kehltal aus geht es bei der Wanderung zum „Ausgebrannten Stein“, weiter bis zur Tragberghütte, zum Sieglitzgrund und dann zum Campingplatz am Lütschestausee. Grafik: Andreas Wetzel
Vom Kehltal aus geht es bei der Wanderung zum „Ausgebrannten Stein“, weiter bis zur Tragberghütte, zum Sieglitzgrund und dann zum Campingplatz am Lütschestausee. Grafik: Andreas Wetzel © zgt

Seit 1980 nutzen die Sportler einen Teil für den in Gräfenroda initiierten Flößgrabenlauf. Dieser führte die Läufer auch durch den Ausgebrannten Stein. Den Volkslauf gibt immer noch, mittlerweile führt er aber nicht mehr in die Höhenlage, wo in den Jahren von 1691 bis 1702 der Hauptabschnitt des Flößgrabens gebaut wurde.

Dem Rennsteigtunnel ist es zu verdanken – dieser ist 7916 Metern lang und wurde 1998 für 200 Millionen Euro durch den Berg getrieben – dass die Waldwege nun deutlich besser durch Radfahrer und Wanderer genutzt werden können. Denn ein Teil des Abraumes wurde auch auf dem Flößgraben verbaut.

Vor wenigen Tagen schnürten nun meine Tochter und ich die Wanderschuhe, packten den Rucksack und wanderten vom Kehltal in Richtung Lütsche.

Gleich am Start blickt man auf ein imposantes Bauwerk. Es sind die Luftaustauschzentrale und der Rettungsplatz für den Rennsteigtunnel. Vor etwas mehr als 300 Jahren diente der Ort anderen Zwecken. Frisch geschlagenes Holz wurde vom Kehltal bis nach Luisenthal geflößt. Eigens dafür wurde ein Wasservorrat angestaut.

Auf den gut präparierten Waldweg erreichen wir in einer knappen dreiviertel Stunde die erste Etappe, den Ausgebrannten Stein. An Ort und Stelle kann man nur erahnen, wie schwierig es 1704 für die Arbeiter war, ein großes Loch in den harten Stein „zu meißeln“.

Ziel ist der Zeltplatz am Lütschestausee Foto: Hans-Peter Stadermann
Ziel ist der Zeltplatz am Lütschestausee Foto: Hans-Peter Stadermann © zgt

Denn der Flößgraben sollte und musste genau hier entlangführen. Die Arbeiter trugen den Porphyrfelsen durch abwechselnde Anwendung von Feuer und kaltem Wasser Stück für Stück ab. So entstand ein 38 Meter langer, durchschnittlich 2,30 Meter hoher und 2,20 Meter breiter Tunnel. Wenn man in der Mitte des Tunnels steht, sieht man Tageslicht von beiden Seiten. Auch zahlreiche Informationstafeln wurden hier aufgestellt und zeigen, wie schwierig damals die Arbeit hier war. Weiter geht unsere Wanderung.

Jetzt wird es etwas eng. Schon vor und nach dem Ausgebrannten Stein versperren zwei umgestürzte Bäume den Weg. Das Hindernis lässt sich aber locker meistern. Eine halbe Stunde später haben wir einen herrlichen Blick auf die neue Autobahn mit der Rundbogenbrücke, die über die Gera führt. Wir haben die Hälfte der Strecke geschafft. An der Tragbergschutzhütte machen wir Rast. Wirklich schön ist sie geworden.

Die alte Tragberghütte war im März 2008 ein Opfer der Flammen. Die „Graweredere Jong“ bauten sie 2017 wieder auf. Foto: Hans-Peter Stadermann
Die alte Tragberghütte war im März 2008 ein Opfer der Flammen. Die „Graweredere Jong“ bauten sie 2017 wieder auf. Foto: Hans-Peter Stadermann © zgt

Im März 2008 war die alte Hütte ein Opfer der Flammen geworden, ein paar Jahre danach beschlossen die „Graweredere Jong“, sie wieder aufzubauen und gründeten einen Stammtisch. Genau zu Pfingsten vor zwei Jahren wurde die Schutzhütte mit einem kleinen Fest wiedereröffnet.

Auch steht hier den Wanderern und Mountainbikefahrern eine gut gefüllte Selbsthilfe-Box von der Bergwacht Thüringen zur Verfügung. Pflaster und Verbandsmaterial für die erste Hilfe liegen darin bereit.

Unser Weg führt uns nun weiter in Richtung Sieglitz. Den Sieglitzteich lassen wir links liegen und wandern weiter in Richtung Lütsche. Ab der „Dicken Tanne“ geht es nur noch steil bergab und in wenigen Minuten haben wir unser Ziel am Campingplatz erreicht. Kühle Getränke bekommen wir in der Gaststätte und das Rostbrätel schmeckt auch sehr gut. Dann warten wir auf unseren Fahrdienst, der uns sicher wieder nach Arnstadt bringt.

Eckdaten zur Tour:

  • Start ist an der Luftaustauschzentrale für die Autobahn A 71im Kehltal bei Oberhof. Das Ziel ist der Lütschestausee bei Frankenhain.
  • Länge: zehn Kilometer
  • Höhenunterschied: Auf den ersten neun Kilometern ist ein Höhenunterschied kaum zu bemerkten. Aber es geht trotzdem leicht bergab, denn hier wurde einmal Holz geflößt. Von der „Dicken Tanne“ aus stürzt der Höhenmesser allerdings von 690 Meter auf 580 Meter am Campingplatz.
  • Schwierigkeitsgrad: Leicht
  • Wegbeschaffenheit: Der Flößgraben ist sehr gut ausgebaut. Nur zweihundert Meter vor dem und nach den Ausgebrannten Stein ist Gänsemarsch angesagt und zwei umgestürzte Bäume liegen über dem Weg.
  • Ausschilderung: Die Tour ist sehr gut ausgeschildert. Immer dem Wegweiser „Flößgraben“ folgen:
  • Anbindung: Mit Bus und Bahn hat man schlechte Karten. Private Fahrdienste bieten sich hier an.
  • Sehenswertes an der Strecke: Blick auf die Autobahn 71, Naherholung am Lütschestausee und Natur pur.
  • Möglichkeiten zur Einkehr/Rast: Auf dem Zeltplatz Lütsche befindet sich ein Restaurant. Außer montags ist immer geöffnet. An Sonn- und Feiertagen gibt es Thüringer Klöße.
  • Für Kinder ist die Tour geeignet. Auch ein Bollerwagen lässt sich mitnehmen.
  • Wer die T our verlängern oder variieren möchte, kann zum einen nach dem Ausgebrannten Stein zum Sieglitzteich wandern und dann weiter nach Oberhof. Oder man fährt bis zum Lütschestausee und wandert von hier auf einen ausgeschilderten Rundwanderweg über den Tragberg, Hoher Stein, Ausgebrannten Stein und zurück. Länge: zwölf Kilometer.

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