Weimar. Bei Grabungen im Steinbruch Buchenwald wurden vier Eingänge zu Luftschutzbunkern gefunden - alle waren leer. Die Hohlräume werden vermessen und danach wieder verschlossen.

Das Terrain ist abgesperrt. Nur ein paar Wachleute sind unterwegs. Ein Bagger steht mit gesenkter Schaufel neben einem Loch in der Felswand. Gut eine Woche lang ließ der MDR im Steinbruch in Buchenwald nach Stollen graben. Zum Wochenende wurden die Arbeiten wieder eingestellt.

Eine offizielle Version der Ergebnisse gibt es noch nicht. Die wollen MDR, Denkmalpflege und Gedenkstätte am Donnerstag präsentieren. Klar ist: Auch diese Suche nach Nazischätzen in Thüringen geht ins Leere. Auf die Frage, was der Vortrieb an neuen Erkenntnissen gebracht hat, sagt der Sprecher der Gedenkstätte Buchenwald, Rikola-Gunnar Lüttgenau, am Montag: „Es bleibt beim Nichts.“ Auch deshalb sei man froh darüber, dass die Aktion nun vorbei ist.

Ausgangspunkt der Grabungen war eine vermutlich nach der KZ-Befreiung entstandene Handskizze vom Steinbruch. Darauf sind acht Bunker vermerkt. Aus zwei dieser Anlagen bargen die Amerikaner 1945 große Mengen an Raubgut. Die anderen sechs galten als unbekannt. Seit Jahren werden Spekulationen über weitere Nazi-Depots befeuert. Bei MDR-Recherchen tauchten schließlich Luftaufnahmen aus den letzten Kriegsmonaten auf. Darauf sind passend zur Skizze einige Eingänge in den Hang zu erkennen.

Entzauberung des Mythos vom Nazigold in Buchenwald

Im Zuge der Grabungen konnten nun drei Felsräume geöffnet werden. In einem Fall stieß man auf einen zweiten, ungeöffneten Eingang. Beide Zugänge liefen wie bei einer Stimmgabel in einem kurzen Tunnel zusammen, so dass man vermutlich vier der Felsenräume belegen könne. Für Lüttgenau sind sie Teil der Verlagerung des SS-Führungshauptamtes nach Buchenwald. Es handele sich nicht um Stollen, sondern um Luftschutzbunker, in denen 400 bis 500 SS-Leute Schutz finden sollten. In den Berg getrieben wurden sie im Februar 1945 von SS-Pioniereinheiten, Häftlinge wurden für Hilfsarbeiten eingesetzt. Ein Bunker wurde teils mit Mauern verkleidet, die anderen wirkten unvollendet.

Außer einer Bank, einer Blechkanne und einem zerdrückten Fass fand sich nichts. „Die Räume waren leer. Es gibt keinen Grund, weiter zu graben“, sagt Lüttgenau. Die meisten „Funde“ steckten im Schutt, mit dem die Eingänge zugesprengt wurden, darunter eine komplette Lore aus dem Steinbruch. Von Sprengdrähten erhoffe man sich Aufschluss, ob Deutsche, Amerikaner oder Russen die Bunker verschlossen.

Außer Spesen also einmal mehr nichts gewesen? Immerhin trage die Aktion zur Entzauberung des Mythos vom Nazigold in Buchenwald bei, sagt Sprecher Lüttgenau. Derzeit werden die Räume vermessen und per 3D-Scanner fotodokumentiert. Anschließend würden sie wieder versiegelt und der Steinbruch unter Aufsicht der Denkmalpflege möglichst in den Ur-Zustand zurückversetzt. Wie für die Grabungen trägt der MDR auch diese Kosten. Eine museale Nutzung der Bunker sei nicht geplant. Im Gegensatz zu den Raketenstollen in Mittelbau-Dora sagten die Anlagen in Buchenwald nichts aus über Alltag und Leid der KZ-Häftlinge.