Weimar. Vikingur Ólafsson macht zweite Eröffnung der Bachwochen im ausverkauften Audimax in Weimar zu einem Musikfest

Erst nach drei Zugaben ließ das begeisterte Publikum Vikingur Ólafsson von der Bühne. Der Weltstar aus Island gab sie bereitwillig. Obwohl er zu später Stunde im ausverkauften Audimax der Bauhaus-Uni Weimar bereits ein konzentrations- und kräftezehrendes Programm gegeben hatte. Immerhin begann sein Konzert, das zweite Eröffnungskonzert der Thüringer Bachwochen, erst zu vorgerückter Abendstunde. Das vor ihm eine „Große Zukunft“ liegt, wie der Untertitel des Konzerts nahelegte, dürfte niemand bezweifeln, der dieses Konzert erlebte.

Der 35-jährige Pianist eröffnete sein Recital mit Werken von Philip Glass, bevor er den Bogen mehr als zwei Jahrhunderte zurück zu Johann Sebastian Bach spannte. Ein weiter Bogen, den er nicht abreißen ließ. Er spielte nahezu nonstop. Gönnte dem Publikum, vor allem aber sich selbst nur minimale Pausen zwischen den Werken, was die spannende Dramaturgie der Konzerts verstärkte. Er hatte darum gebeten, erst am Schluss zu applaudieren. So konnte er ohne Unterbrechung sein großes Klanggemälde entwerfen, – dessen Farbenreichtum sich in Barock und Gegenwart bediente.

Die Gegenüberstellung des barocken Altmeisters und des Meisters der Minimal Music gab spannenden Klangerlebnissen Raum. Vikingur Ólafsson lotete in verblüffend unprätentiösem und unangestrengtem Spiel einen faszinierenden Klangkosmos aus. Spielte mit Leidenschaft und doch Sanftheit, mit atemberaubender Präzision und unbedingter Hingabe und schuf so Interpretationen von nachhaltiger Wirkung. Ob furioser Tanz über die Tasten, eruptive pianistische Ausbrüche oder im zartesten Pianissimo, – Ólafsson überzeugte. Kluge Beleuchtung von Saal und Bühne schuf im Audimax eine fast intime Konzertatmosphäre. Mit Philip Glass‘ „Opening“ fing der Konzertabend scheinbar harmlos an, um sich dann gewaltig zu steigern. Eine Sternstunde der Klaviermusik selbst in der Bach- und Lisztstadt Weimar, die so reich an außergewöhnlichen Konzerten ist.

Vikingur Ólafsson, der erst vor einer Woche mit zwei BBC Music Awards geehrt wurde. scheinen Künstlerallüren fremd zu sein. Ruhig, bescheiden, zurückhaltend, doch mit großem Selbstvertrauen entwickelt er sein meisterliches Spiel in einem endlos strömenden Fluss. Der Spannungsbogen riss nie ab. Dabei sind die Präludien und Fugen aus Bachs Wohltemperiertem Klavier nicht unbedingt eingängige Kost. Die rund 420 Zuhörer machten ihrer Begeisterung am Ende in Standing Ovations und minutenlangem Beifall Luft.