Kapellendorf. Mit „Prunk und Pracht“ hat eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst in Wasserburg Kapellendorf Einzug gehalten

Die Wasserburg Kapellendorf gehört nicht zu jener Riege historischer Herrschaftsbauten in Thüringen, in denen sich Prunk und Pracht im Überfluss hielten. Schließlich ist das geschichtsträchtige Gemäuer seinem Ursprung nach eine Wehrburg, die ihre Erscheinung in neun Jahrhunderten Lebenszeit eher nach dem Gebot der Zweckmäßigkeit als nach jenem der Repräsentation ausrichtete.

„Prunk und Pracht“ haben in Kapellendorf dennoch ein Dasein gefunden, zumindest ein befristetes. Seit Sonntag und noch bis zum 4. August ist hier die gleichnamige Ausstellung des Thüringer Verbandes Bildender Künstler zu sehen. Im Konzept dieser Schau bekam die Wasserburg noch zwei weitere Schauplätze an ihre Seite gestellt: ebenfalls seit dem vorigen Wochenende die Dornburger Schlösser und vom 19. Mai an schließlich auch die Veste Heldburg.

Alle drei Objekte gehören zum Bestand der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, die 2019 ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Dieses Jubiläum war es auch, das vor etwa einem Jahr den Kontakt zum Verband Bildender Künstler anbahnte. Denn: Die Stiftung hatte die zeitgenössische Kunst auserkoren, um mit den betagten Thüringer Schlössern in Dialog zu treten. Dass, so die Geburtstagsidee, könne in den Gebäuden andere Sichtweisen als die bekannten museal-authentischen eröffnen. Den Künstlern wiederum beschere die Triple-Schau abseits der Galerien neue Podien samt Publikum.

39 Thüringer Künstler hat die Idee, ihre Arbeit auf sehr subjektive Art in Beziehung zu einem historischen und musealen Umfeld zu setzen, überzeugt, sich zu beteiligen. Acht von ihnen stellen in Kapellendorf aus.

Die Wasserburg nimmt im Ensemble der Ausstellungsorte eine besondere Stellung ein. Während die Liegenschaften in Dornburg und Heldburg in ihrer Erscheinung und Ausrichtung klar und stringent erscheinen, lebt Kapellendorf von historischen Brüchen. Diese spiegeln sich in der Burg-Architektur ebenso wider wie in der Inneneinrichtung – in martialischen Steinkugeln wie in Mitropa-Geschirr, das sich auf Furnierbrettern einer Bar aus tiefer DDR-Zeit stapelt.

„In Kapellendorf können wir beschreiben, wie das Ausstellungskonzept Eigendynamik entwickelte“, sagte Kuratorin Angelika Steinmetz-Oppelland. So ist die Kunst, die sich im Prinzessinnenbau, in der Kemenate und in der Steinkammer der Burg zeigt, ernsthaft durchdacht, aber nicht immer ernst gemeint. Der Eisenacher Friedrich Rittweger etwa stellt direkt über dem Gesims aus Nachtspeicheröfen eine Reihe von Porträts „prächtiger Typen“ aus, die wie stilisierte Karikaturen einst wichtiger Menschen anmuten. Eine prächtige Krone samt Collier, die in der Schau zudem selfietauglich präsentiert sind, schuf die Schmiedefelderin Sylvana von Ende ebenso mit einem Augenzwinkern. Als Grundstoff, aus dem sich ihre prunkvollen Träume materialisierten, wählte sie Weihnachtsbaumschmuck.