Singen. In Singen schlägt es zur vollen Stunde doppelt

Die Turmuhr der kleinen Dorfkirche in Singen ist in zweierlei Hinsicht etwas Besonderes: Sie wurde mit ihrem mechanischen Laufwerk vor 180 Jahren vom damaligen Großherzoglichen Hofuhrmacher Johann Jacob Auch aus Weimar gebaut – quasi als Generalprobe für die Uhr des Erfurter Doms. Sie ist also deren kleine Schwester. Und: Sie schlägt zur vollen Stunde nicht nur ein Mal viermal und dann die Stundenzahl, letztere erklangen und erklingen auch heute noch einmal vier Minuten nach der vollen Stunde. „Das war damals einfach für die Bauern auf den Feldern, damit sie auch ja nicht ihren Feierabend verpassten“, so Kirchenratsvorsitzender Dieter Hoffmann .

Die Uhr wurde im Herbst vorigen Jahres komplett ausgebaut, das Uhrwerk wurde auseinandergenommen komplett restauriert und dann wieder zusammengebaut und außerdem ein sogenannter elektrischer Aufzug eingebaut. Zwar ist sie noch komplett und originalgetreu mechanisch. „Man könnte sich also mit der Kurbel an sie stellen und sie aufziehen. Da das aber jeden Tag geschehen müsste, wurde der elektrische Aufzug eingebaut“, so Hoffmann. Es gibt jetzt sogar einen sogenannten Genauigkeitskorrekturantrieb, denn die Kirchturmuhr ist auch aufgrund ihres Alters schon ein bisschen wetterfühlig – Schwankungen in der von ihr angezeigten Zeit sollen dadurch vermieden werden.

Die Sanierung der Uhr hat immerhin rund 11.500 Euro gekostet. Die Uhr ist Eigentum der Gemeinde, über die und durch Fördermittel wurde ein Großteil der Summe finanziert, auch der Gemeindekirchenkreis beteiligte sich natürlich mit Eigenmitteln. Die Restaurierung übernahm die Firma von Steffen Willing aus Gräfenhain, die auf die Reparatur von alten Turmuhren und Glockenanlagen spezialisiert ist.

Am Samstag feierte man in Singen dann auch zur offiziellen Einweihung der Kirchenuhr ein Turmuhrenfest, es gab einen Festgottesdienst mit einem Posaunenchor, der extra dafür aus Neubrandenburg angereist war, mit Orgelmusik und Glockengeläut, mit Trompetern aus Stützerbach und natürlich mit allem Wissenswerten über die restaurierte Uhr. Und dann gab es noch ein gemütliches Beisammensein im dafür hergerichteten Pfarrgarten – mit über 150 Besuchern ein tolles Fest .