Erfurt. Die Schädlinge könnten in diesem Jahr bis zu fünf Prozent des Thüringer Waldes vernichten

Thüringen steht beim Kampf gegen den Borkenkäfer vor der „Bewältigung einer Katastrophe“. Das hat Forstministerin Birgit Keller (Linke) gestern bei einem Arbeitsbesuch im Forstrevier Nauendorf (Kreis Weimarer Land) gesagt. Der Schädlingsbefall sei in diesem Jahr so dramatisch, dass ihm von den rund 500.000 Hektar Wald im Freistaat schätzungsweise 20.000 bis 25.000 Hektar zum Opfer fallen, rechnete Thüringenforst-Vorstand Volker Gebhardt vor. Das wecke Erinnerungen an die Nachkriegsjahre 1946/47, als Thüringen schon einmal von einer gigantischen Borkenkäferplage heimgesucht wurde.

Grund dafür sei nicht nur das massenhafte Vorkommen der gefräßigen Insekten, sondern auch die Tatsache, dass wegen des Dürrejahres 2018 selbst gesunde Bäume derart geschwächt seien, dass sie sich der Borkenkäfer nicht mehr erwehren können. „Wenn ein solcher Baum von 500 Käfern angeflogen wird, ist er verloren“, so Gebhardt. Habe es im vorigen Jahr um diese Zeit 3000 Festmeter Stehendbefall in Thüringen gegeben, seien es jetzt schon 140.000 Festmeter – das 46-Fache.

Auch Thüringer Forstleute schlagen Alarm: Unsere Wälder sind in Gefahr

Das Land Thüringen unterstützt die Aufarbeitung des durch Stürme und Käferbefall angefallenen Schadholzes in diesem Jahr mit mehr als 4,4 Millionen Euro, nachdem bereits im vergangenen Jahr 2,3 Millionen an Waldbesitzer gezahlt wurden. Doch der Freistaat setzt sich auch dafür ein, dass der Bund seine Mittel zur Schadensbeseitigung in den Wäldern aufstockt. Von den derzeit zugesagten zusätzlichen 25 Millionen Euro bis 2022 entfallen pro Jahr nur 265.000 Euro auf Thüringen. „Viel zu wenig“, sagt die Forstministerin, die die Rettung des Waldes für „eine gesellschaftliche Aufgabe“ hält.

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