Erfurt. Fischotter sind eine possierliche Seltenheit. Lange galten sie als ausgestorben, langsam scheinen sie sich wieder auszubreiten. Thüringen könnte dabei eine Schlüsselrolle zukommen.

Die Fischotter-Population scheint sich in Thüringen etwas zu erholen. „Der Fischotter ist europaweit streng geschützt und erlebt gerade ein kleines Comeback“, sagte Sabrina Schulz von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Dennoch sei das Raubtier, das zu den gefährdeten Tierarten zählt, immer noch sehr selten. In Thüringen aber dehnen sich die Reviere des Otters aus. „Thüringen in der Mitte Deutschlands spielt eine zentrale Rolle dabei, ob sich der Fischotter weiter nach Westen verbreiten kann oder nicht“, erklärte Schulz. Bisher seien die Tier, die in Deutschland lange als ausgestorben galten, vor allem im Nordosten wieder verbreitet.

Die DUH baut in Thüringen seit 2016 Querungshilfen an befahrenen Brücken. Der Straßenverkehr gilt neben bedrohten Lebensräumen als eine der größten Gefahren für Fischotter. Sie zählen zur Familie der Marder und leben gern an Flüssen. Das Projekt der DUH läuft in diesem Jahr aus. Bisher seien 23 Brücken nach den Bedürfnissen der Otter umgestaltet worden. Bis Ende des Jahres sollen noch fünf folgen, sagte Schulz.

Thüringen stellt 20 Prozent der Gelder bereit

Für das Projekt gab es rund 590.000 Euro Fördermittel. Der Löwenanteil dafür kam von der EU. Das Land Thüringen stellte etwa 20 Prozent der Gelder bereit, teilte das Umweltministerium auf Anfrage mit. Von Hilfen für den Fischotter profitierten auch andere Tiere und Pflanzenarten im Lebensraum der Otter, hieß es.

Wie verbreitet der Fischotter in Thüringen tatsächlich ist, lasse sich kaum einschätzen, sagte Schulz. Neben totgefahrenen Exemplaren, lasse sich fast nur über Pfotenabdrücke oder Kotfunde auf die hiesige Population schließen. „Das sind die Grüße, die uns das recht scheue Tier hinterlässt“, sagte Schulz. „Wir freuen uns über die Häufchen.“ Aus den Funden etwa auf den Querungshilfen lasse sich aber eben nicht ablesen, wie viele Tiere unterwegs sind. Besiedelt sei etwa das Gebiet der Weißen Elster und der Pleiße.

Mit dem Projektende hat sich das Thema Fischotter aber nicht erledigt. Schulz betont, dass etwa frühzeitig Kontakt zu Fischern und Teichwirten gesucht werden solle. In Bayern etwa haben diese bereits Unmut über die Wiederausbreitung des Raubtieres und damit aus ihrer Sicht verbundene Belastung für Fischbestände geäußert.

Um solche Konflikte von vornherein zu entschärfen, fördert das Thüringer Umweltministerium eine geplante Broschüre „Dem Fischotter auf der Spur - Ein Erlebnisführer zu Thüringens Flüssen und Bächen“. Diese Veröffentlichung solle dazu dienen, bei Anglern, aber auch in der Bevölkerung allgemein mehr Verständnis für den Fischotter zu schaffen. Zudem seien weitere Projekte zu Verbesserung der Gewässer-Durchgängigkeit und der Auenlebensräume in Vorbereitung, hieß es aus dem Ministerium.