Gotha. Um Insekten Nahrung zu bieten, plädiert Naturschützer Ronald Bellstedt dafür, außer Blumen auch Kräuter zu pflanzen.

Für Bienen, Hummeln und andere Insekten bieten Städte mittlerweile mehr Lebensraum als die ländliche Region. Kein Wunder, werden Sie sagen, im Gegensatz zur Monokultur auf riesigen Feldern finden Insekten in der Stadt viele Grünflächen, üppig bepflanzte Beete und nahezu an jedem Haus liebevoll bepflanzte Balkonkästen. Doch was hier so prachtvoll blüht, bietet nicht in jedem Fall ausreichend Insektennahrung. Geranien und Petunien steuern die Tiere vergeblich an, nur wenig Nektar oder Pollen sind hier vorhanden. Und handelt es sich um gefüllte Geranien beispielsweise, kommen die Insekten nicht einmal an das Wenige heran.

„Wer seine Balkonkästen in den nächsten Wochen bepflanzt, sollte nicht nur die Blütenpracht im Blick haben, sondern auch Pflanzen verwenden, die unseren Insekten nutzen“, sagt Ronald Bellstedt, Vorsitzender des Gothaer Kreisverbandes des Naturschutzbundes (Nabu). Es müssten nicht zwingend Blumen sein, die Sie und die Insektenwelt erfreuen. Thymian, Salbei, Bohnenkraut oder Wilder Majoran sind nicht nur begehrte Küchenkräuter, sie ziehen Insekten förmlich an, ebenso Tomaten, Erdbeeren und Pfefferminze. An Blütenpflanzen empfiehlt der Naturschützer Mädchenauge und Goldzweizahn, ungefüllte Dahlien, Männertreu, Zinnien oder auch die australische Fächerblume. „Das sind alles Pflanzen, die viel Sonne brauchen“ sagt Bellstedt. Für den Halbschatten schlägt er Zimbelkraut und Große Sternmiere vor. Am besten sei es, sich in einer Gärtnerei beraten zu lassen.

Das findet auch Jens Scheffler, Gothas Parkverwalter. Im Orangerie Garten treiben es jetzt die Frühblüher bunt und bieten ausreichend Nahrung für die Insekten. Abgesehen von den Stiefmütterchen, die als F1-Hybriden für Biene und Co. kaum Nahrung bieten. Das ändert sich mit der Sommerbepflanzung. Hier kommen Pflanzen in die Beete, die der Historie der Orangerie gerecht werden und auch den Ansprüchen der Insekten. „Unsere Gärtner setzen dann bis zu 30.000 verschiedene Exemplare“, so Scheffler. Bis weit in den Oktober blüht es dann hier – zur Freude der Besucher und der Insekten. Deshalb hat der Nabu auch auf dem Orangerie Gelände ein Insektenhotel aufgestellt. Für Wildbienen kurze Wege zum Nahrungsparadies.

Wildbienen fliegen nicht sehr weit

Wildbienen fliegen nämlich nicht sehr weit, 70 bis 400 Meter beträgt ihr Radius. Eine Honigbiene hingegen kann mehrere Kilometer zurücklegen. Damit ist sie bei der Nahrungssuche eindeutig im Vorteil. Wildbienen haben es nicht nur wegen der deutlich kürzeren Distanz schwer, ihr Nahrungsangebot schwindet.

Wer sich also für insektenfreundliche Balkonbepflanzung entscheidet, sollte auch über ein Insektenhotel nachdenken. Selbst ein leeres Schneckengehäuse wird von Wildbienen gern als Kinderstube angenommen.

Informationen im Internet: www.wildbienenschutz.de