Jena/Immelborn. Mitten im Januar sind bereits die ersten Weißstörche nach Thüringen zurückgekehrt. Naturschützer sehen als Grund den erneut milden Verlauf des Winters.

Weißstörche gehören zu den bekanntesten Zugvögeln, die den Winter in wärmeren Gefilden verbringen. Eigentlich. Der Klimawandel verändert auch die Gewohnheiten der schwarz-weiß gefiederten großen Vögel. Der Naturschutzbund (Nabu) Thüringen bezeichnete die zeitige Rückkehr von Adebar am Dienstag in Jena als Reaktion auf die sehr lange und extrem milde Wetterlage zwischen Weihnachten und Mitte Januar. Die ersten Störche hätten mit dem Frühjahrsputz ihrer Nester begonnen, berichtete Nabu-Experte Klaus Schmidt. Wegen des bisher milden Wetters zeigten sich mancherorts auch Frühblüher und einige Vogelarten würden mit der Balz beginnen.

Sein Nest bezogen habe beispielsweise ein alteingesessenes Storchenpaar in Immelborn. Der Storchenmann, der laut Experte 2006 in Leimbach im Wartburgkreis geboren wurde, habe in den letzten Jahren vor allem in Südhessen überwintert. In diesem Jahr sei er am 11. Januar nach Immelborn zum Nest auf einem Ziegeleischlot gekommen. Seine Partnerin sei bereits zwei Tage früher da gewesen. Auch in Gerstungen, Borxleben und Ringleben sind Weißstörche eingetroffen. Sollten die restlichen Winterwochen doch noch kalt werden, würden die Störche wieder weg fliegen.

Rückkehr normalerweise ab Mitte März

Die Rückkehr der Störche aus dem Winterquartier sei in früheren Zeiten von Mitte März bis Anfang Mai erfolgt, erläuterte der Experte. Doch das Image als typischer Zugvogel, der die kalte Jahreszeit in Afrika verbringt, gelte für den Weißstorch bereits seit einigen Jahrzehnten nicht mehr. Bedingt durch die Klimaveränderungen hätte sich das Verhalten der großen Vögel deutlich verändert, so Schmidt.

"Wenn die Zugzeit vorbei ist, gibt es einige Weißstörche, die hierbleiben und auf der Suche nach Nahrung einfach nur durch die Gegend vagabundieren. Der Frost bereitet den Störchen, die den Abflug verpasst haben, keine Probleme", sagte der Experte. Voraussetzung sei, dass die Vögel genügend Nahrung finden - vor allem Mäuse. Aber nicht nur Felder, auch Flachgewässer und Kompostanlagen würden auf der Nahrungssuche aufgesucht. "Bei geschlossener Schneedecke wird es jedoch problematisch, ausreichend Nahrung zu finden. Aber es ist noch kein Storch im Winter bei uns verhungert."

Bereits in der Vergangenheit hätten Wintergäste unter den Störchen in Thüringen für Aufmerksamkeit gesorgt. Der Nabu-Experte nannte unter anderem ein Storchenmännchen, das in Immelborn im Wartburgkreise von 1994 bis 2004 in zehn aufeinanderfolgenden Wintern beobachtet wurde. Allerdings habe das den Storch in einer der Frostperioden die Zehen gekostet - er sei dann an einem verkrüppelten Fuß zu erkennen gewesen. Er hätte für insgesamt 29 flügge Jungstörche gesorgt.

Einzelne Weißstörche hätten in der Vergangenheit auch in Lauchröden, Berka und Breitungen überwintert. Generell sei die Werraaue in Südthüringen ein bedeutendes Storchenrevier.

Erstmals in diesem Jahr habe die Nabu-Arbeitsgruppe Weißstorch die Vögel am ersten Januarwochenende bundesweit gezählt. Während vor 15 Jahren schätzungsweise 100 Störche in Deutschland überwinterten, seien es es in den letzten Jahren stets zwischen 600 und 900 Störche gewesen - die meisten in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen. In Thüringen seien es maximal zwölf gewesen - im Winter 2017/18.