Crawinkel. Alle fünf Tage ein Fohlen oder ein Kalb – Die Wölfin von Ohrdruf hat sich wieder ein Fohlen auf einer Weide bei Crawinkel und Liebenstein geschnappt. Nun sollen Esel die Wölfe davon abhalten, weitere Tiere von Züchter Heinz Bley zu reißen.

„Das war das dritte Fohlen“, sagte Züchter Heinz Bley, Bürgermeister von Crawinkel, soeben unserer Zeitung. „Damit kommt die Wölfin zumindest in die Nähe eines Problemwolfs.“ Per Definition ist ein Problemwolf ein Abschusskandidat.

Zur Abschreckung des Wolfes setzt Bley nun alle seine etwa 20 Esel ein. „Auf jeder betroffenen Koppel drei bis vier Tiere.“ Denn ein Esel-Tritt hat mächtig Wums. „Fast wie bei einem Zebra. Das tritt nicht nur einmal kräftig zu, sondern rüttelt hundertfach hinterher. Das tut mehr weh.“

Dass der Einsatz der Esel bisher wirkungslos blieb, erklärt der Landwirt so: „Die stehen erst mal drei Tage zusammen an der Tränke. Dann machen sie sich allmählich auf den Weg über die Koppel und hinterlassen ihre Spuren.“

Heinz Bley ist nicht nur CDU-Bürgermeister von Crawinkel, er ist auch Züchter von Nutztieren. Foto: Wieland Fischer
Heinz Bley ist nicht nur CDU-Bürgermeister von Crawinkel, er ist auch Züchter von Nutztieren. Foto: Wieland Fischer © zgt

Außerdem sei jede Koppel etwa hundert Hektar groß. Das macht deutlich, dass sich die Abschreckungswirkung von Eseln in weitem Gelände ein wenig verliert.

Der jüngste Fohlenriss vom Wochenende bestätigt Bleys schlimmste Befürchtung: „Die Wölfin von Ohrdruf hat vermutlich einen Helfer.“ Denn 30 bis 40 Kilogramm Fleisch sind laut dem Züchter auch für den hungrigsten Wolf nicht in einer Mahlzeit zu schaffen.

Entweder habe die Wölfin wieder Junge bekommen – wie bereits 2017, als aus ihrer Liaison mit einem Labrador sechs Mischlingswelpen hervorgingen – oder es hat sich ein männlicher Wolf zu ihr gesellt.

Mit zusätzlichen Fotofallen und einem speziellen Wolfsmonitoring, in das erstmals Jäger und Jagdgenossenschaften sowie die Fachhochschule Eberswalde gemeinsam eingebunden sind, will man der Wölfin von Ohrdruf gezielt auf die Schliche kommen.

Ohrdrufer Wölfin mit den meisten Nutztier-Rissen

Die Fohlen wurden auf Koppeln zwischen Crawinkel und Liebenstein gerissen. Foto: Frank Schauka
Die Fohlen wurden auf Koppeln zwischen Crawinkel und Liebenstein gerissen. Foto: Frank Schauka © zgt

Dabei geht es nicht nur um die Attacken auf Fohlen und Kälber, sondern vor allem auch darum, herauszufinden, ob es wieder eine Höhle mit Wolfswelpen gibt.

Sollte dieser Welpenfall eintreten, könnte eine Situation wie 2017 in Thüringen drohen. In dem halben Jahr von Juli bis Dezember riss die Wölfin von Ohrdruf mehr als 80 Schafe und Ziegen.

Damit wurde die Ohrdrufer Wölfin, die sechs Welpen allein aufziehen musste, das Raubtier mit den meisten Nutztierrissen in ganz Deutschland.

Auf den 25 bis 30 Koppeln von Heinz Bley zwischen Liebenstein und Crawinkel stehen momentan etwa 60 Fohlen von Zucht- und Wildpferden. Bis August, sagt Bley, würden weitere 120 Fohlen geboren.