Erfurt. Thüringer Lehrer sind auch „Parabelflieger und Angstbesieger“: Eine neue Kampagne des Bildungsministeriums zur Nachwuchsgewinnung wird nach den Kommunalwahlen gestartet.

Ina Amm arbeitet als Grundschullehrerin in Stadtlengsfeld. Jeden Tag erleben sie und ihre Kolleginnen und Kollegen die Auswirkungen des Lehrermangels in Thüringen. Die 31-Jährige will mithelfen, dass sich das ändert, und macht deshalb bei der neuen Nachwuchsgewinnungskampagne der Landesregierung mit. Zu ihrer Motivation, sich zu engagieren, sagt Amm: „Weil Lehrer ein toller Beruf ist.“ Viele hätten möglicherweise gar nicht mehr im Blick, wie vielschichtig die Tätigkeit sei. Dabei mache der Beruf vor allem eines: „großen Spaß.“

Ministerielles Budget von 600.000 Euro

Wenn die Plakate der am Sonntag, 26. Mai, stattfindenden Kommunalwahlen langsam demontiert werden, wird das Bildungsministerium im Juni beginnen, in Erfurt, Jena und aller Voraussicht nach in Weimar seine Großflächenplakate aufzuhängen (siehe Foto). In ländlichen Gebieten setzt man auf Werbung an und in Bussen. Auch Anzeigen in Zeitungen und Radiospots sind geplant.

Sieben unterschiedliche Slogans und Motive sollen den Lehrerberuf in ein positives Licht rücken. Unter anderem wird ein Astronaut zu sehen sein, der mit dem Spruch „Sei Welterklärer und Lieblingslehrer“ für die nötige Aufmerksamkeit beim pädagogischen Nachwuchs sorgen soll. Im Raumanzug steckt, wie bei den anderen Motiven auch, eine Lehrerin oder ein Lehrer, die oder der für den eigenen Berufsstand wirbt. Insgesamt rund 15 Pädagogen hätten sich freiwillig gemeldet.

„Lehrer ist man mit Haut und Haaren, von morgens bis abends“, betont der Minister. Um das zu verdeutlichen, gebe es neben dem Astronautenmotiv beispielsweise auch einen Tiefseetaucher (Slogan: Sei Tiefendurchdenker und Chancenlenker), einen Roboter (Sei Diodenverdrahter und Berufsberater) oder einen Piloten (Sei Parabelflieger und Angstbesieger).

Die einzelnen Motive sollen die unterschiedlichen Fachlehrer an den Schulen symbolisieren. Damit biete sich die Möglichkeit, auf Mangelfächer hinzuweisen, heißt es aus dem Bildungsministerium.

Lehrer stehen immer in der ersten Reihe

Entworfen hat das Ganze die in Braunschweig und Leipzig ansässige Agentur Logoform. Das ministerielle Budget beträgt 600.000 Euro. Im Haushaltsentwurf für das kommende Jahr ist die gleiche Summe vorgesehen. Wenn der Etat voraussichtlich im Juni von Landtag verabschiedet wird, könnte man die Kampagne – sie soll zwischenzeitlich evaluiert werden, um zu schauen, wo nachgesteuert werden muss – im kommenden Jahr fortgesetzt werden.

Die erste große Veranstaltung, abgesehen von den Schulinformationstagen Ende Mai, wird am Mittwoch, 5. Juni, der Erfurter Unternehmenslauf sein. Es folgt der Tag der offenen Tür des Landtags am Samstag, 22. Juni, und am Wochenende darauf der Thüringentag in Sömmerda.

Als Dachmarke sei „Erste Reihe“ gewählt worden, weil Lehrer in voller Verantwortung immer in der ersten Reihe stünden, sagt Holter. Nicht nur vor den Schülern, auch in der Gesellschaft. Auch bei der Optik der Dachmarke haben sich die Kreativen offensichtlich etwas gedacht. Die Eins ist so gestaltet worden, dass sie vieles symbolisieren kann: einen Lehrertisch, ein Schulgebäude oder eben schlicht eine Zahl.

Das passende Portal www.erste-reihe-thueringen.de soll zu einem Informations- und Karriereportal entwickelt werden. Damit will das Ministerium den Wünschen der Lehrer Rechnung tragen, wichtige unterschiedliche Themen wie Verbeamtungen oder regionale Vernetzungen zusammenzufassen.

Und was verspricht sich der Minister vom neuen Lehrermarketing?

„Ich habe Einstellungsmöglichkeiten für 1200 Lehrer in diesem Jahr“, sagt er. „Die möchte ich auch gerne besetzen.