Berlin. Es ist eine Giftfalle im Blumentopf – Der BUND hat 22 “bienenfreundliche“ Zierpflanzen getestet. Das Ergebnis ist besorgniserregend.

Emsig fliegen Bienen von Blume zu Blume auf der Suche nach Nektar und Pollen. Während ihrer Nahrungssuche erfüllen sie eine wichtige Rolle: Die Bestäubung. Rund 80 Prozent aller Blütenpflanzen sind auf die sie angewiesen. Die Bestäubung steigert den Ertrag und die Qualität vieler Pflanzen wie dem Apfel- oder Kirschbaum. Aber Bienen sind weltweit stark bedroht.

Viele Menschen greifen daher zu "bienenfreundlichen" Zierpflanzen, wenn sie ihr Zuhause etwas grüner gestalten wollen. Diese sollen Bienen nahrhaften Nektar bietet. Jetzt hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einem Test herausgefunden, dass viele vermeintlich "bienenfreundlich" beworbene Pflanzen den Bienen sogar schaden.

BUNDUmwelt- und Naturschutzorganisation
HauptsitzBerlin
Gründung20. Juli 1975
VorsitzOlaf Bandt
Mitglieder479.347 (2020)

BUND: "Ein solches Produkt kann nur als illegaler Sondermüll bezeichnet werden."

Insgesamt hat der BUND 22 Pflanzen aus Gartencentern und dem Baumärkten getestet, die als "bienenfreundlich" deklariert waren. Das Ergebnis ist erschreckend: Bei 64 Prozent der getesteten Pflanzen wurden Pestizide gefunden, die eine hohe Gefahr für Bienen darstellen. Noch besorgniserregender: Bei 16 Proben wurden Pestizide nachgewiesen, die auch für den Menschen besonders gefährlich sind.

"Ein Lavendel war mit 22 verschiedenen Pestiziden belastet, von denen acht der menschlichen Gesundheit schaden, zwei bienengiftig sind und zwei nicht einmal zugelassen waren. Ein solches Produkt kann nur als illegaler Sondermüll bezeichnet werden", wird Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin, in einer Pressemitteilung des Verbandes zitiert. Seit drei Jahren testet die Umweltorganisation Zimmerpflanzen auf Pestizide. Das Ergebnis sei stets das gleiche, kritisieren die Umweltschützer.

Im Test konnten insgesamt 38 Pestizide nachgewiesen werden. Fünf davon gelten als hoch gefährlich für Bienen, 20 sogar als hoch gefährlich für den Menschen. Sieben der Wirkstoffe haben keinerlei Zulassung für den Einsatz in Deutschland. Besorgniserregend ist zudem, dass fünf der 22 getesteten Pflanzen eigentlich überhaupt nicht verkauft hätten werden dürfen. "Appelle und freiwillige Vereinbarungen allein greifen nicht. Eine rechtlich verbindliche Pestizidreduktion auf nationaler und EU-Ebene muss endlich kommen. Ein Verbot von Pestiziden, die besonders gefährlich für Mensch und Umwelt sind, ist überfällig", schlussfolgert Hölzel.

Pestizide: BUND fordert von Bundesregierung neue Verbote

"Der Großteil der Jungpflanzen stammt aus dem globalen Süden, zum Beispiel aus Ländern Afrikas und Lateinamerikas. Dort sind Arbeitskräfte billig, die Gesetzgebung ist oft schwach und hoch gefährliche Pestizide sind im Dauereinsatz. Besonders die Arbeiter*innen auf den Plantagen sind dieser Gefahr ausgesetzt", erklärt die Pestizidexpertin.

Für deutsche Konsumenten sei es schwer festzustellen, woher die Pflanzen kommen und unter welchen Bedingungen sie angebaut wurden, da es keine Kennzeichnungspflichten gibt. "Wenn diese jedoch Rückstände bienengefährlicher Pestizide enthalten, können Bestäuber diese Gifte über Nektar und Pollen aufnehmen. Die gewünschte Bienenrettung wird zur Giftfalle", so Hölzel.

Der BUND fordert von der Bundesregierung nun eine Halbierung des Pestizideinsatzes bis 2030. Desweiteren verlangen die Umweltschützer ein Verbot für gefährliche Pestizide und ein Importationsstopp von Pflanzen aus dem globalen Süden. Hersteller und Händler von Zierpflanzen sollten ihrer Meinung nach verpflichtet werden, hoch gefährliche Wirkstoffe in der Produktionskette auszuschließen. (soj)