Berlin. Hausarzt, Orthopäde, Chiropraktiker – oder lieber zu Hause auskurieren? Was Sie bei Rückenschmerzen unbedingt beachten sollten.

Zu schwer geschleppt, falsch gelegen, eine krumme Wirbelsäule oder gar ein eingeklemmter Nerv: Rückenschmerzen können viele verschiedene Ursachen haben und Menschen aller Altersklassen treffen. Die Beschwerden können den Alltag massiv einschränken, weshalb man in ernsthaften Fällen den Gang zum Arzt nicht scheuen sollte. Lesen Sie hier, wann Sie welchen Mediziner aufsuchen sollten.

Rückenschmerzen: Wann sollten Sie zum Arzt?

Obwohl Rückenschmerzen nur in den wenigsten Fällen gefährlich sind, sollten Sie Ihre Gesundheit nicht aufs Spiel setzen und die Beschwerden aufmerksam beobachten.

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Ein Arztbesuch ist laut dem Ärztlichen Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) besonders dann zu empfehlen, wenn die Schmerzen plötzlich auftauchen. Bei wiederkehrenden oder sich verschlimmernden Schmerzen gilt die Faustregel ebenfalls. Spätestens dann, wenn Sie bereits mehrere Wochen unter Rückenschmerzen leiden, sollten Sie einen Termin wahrnehmen.

Gesundheit: Welche Symptome sind bei Rückenschmerzen ernstzunehmen?

Rückenschmerzen können laut dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) vielerlei Begleiterscheinungen haben. Leiden Sie zudem unter Blasenproblemen, Taubheit im Körper, Gliederschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust, könnten gerade bei vorausgehenden Vorerkrankungen ernsthafte Erkrankungen vorliegen. Dazu zählen starke Entzündungen, Nervenschäden, Brüche, laut ÄZG sogar Krebs.

Rückenschmerzen: Welcher Arzt zuständig ist

An der Ursache der Rückenschmerzen entscheidet sich, welcher Spezialist zurate gezogen werden muss. Am sichersten fahren Sie laut Barmer Krankenkasse zu Beginn mit dem Gang zu Ihrer Hausarztpraxis. Bei leicht zu behebenden Beschwerden könnte Ihnen bereits dort geholfen werden. Bleiben alle Therapiewege erfolglos, folgt eine Überweisung zu einem Facharzt.

  • Orthopädie: Kristallisiert sich der Stütz- und Bewegungsapparat als Ursache Ihrer Schmerzen heraus, erfolgt eine Überweisung zum Orthopäden. Hier werden alle Beschwerden behandelt, die von Knochen und Muskeln ausgehen, darunter Gelenkschmerzen und -verschleiß, Versteifungen, Sportverletzungen, Fußfehlstellungen und mehr.
  • Neurologie: Gehen Ihre Schmerzen von eingeklemmten oder beschädigten Nerven aus, erhalten Sie eine Überweisung zum Neurologen. Hier widmen man sich Symptomen wie unter anderem Lähmungserscheinungen, Unsicherheiten im Gang, Gleichgewichtsstörungen und Bewegungsstörungen wie Versteifungen.
  • Neurochirurgie: Wird die Ursache an der Wirbelsäule vermutet, kümmert sich der Neurochirurg um Ihre Beschwerden. Hierzu zählen auch Rückenmarksverletzungen, Tumore in der Wirbelgegend und sogar mögliche Auffälligkeiten am Hirn.
  • Rheumatologie: Gehen die Rückenschmerzen von einer Entzündung aus, werden Sie von einem Rheumatologen behandelt. Das könnte der Fall sein, wenn Sie schon wochenlang unter Schmerzen leiden, vielleicht sogar schon Gelenkschwellungen vorliegen.
  • Psychotherapie: Die Ursache Ihrer Beschwerden muss nicht ausschließlich körperlicher Natur sein: Auch psychische Faktoren können sich auf den Körper auswirken und Schmerzen auslösen. Vor allem bei chronischen Schmerzen kann es helfen, dem sogenannten Schmerzgedächtnis entgegenzuwirken. In diesem Fall erfolgt eine Überweisung in eine psychotherapeutische Praxis.
  • Weitere Spezialisten wie Physiotherapeuten und Chiropraktiker, die sich auf körperliche Aspekte der Beschwerden konzentrieren, und Ergotherapeuten, die auch die psychischen Aspekte therapieren, können im Behandlungsverlauf ebenfalls zurate gezogen werden.

Physiotherapeut, Chiropraktiker oder Orthopäde: Welcher Ansprechpartner bei Rückenschmerzen?

Gerade bei Spezialisten, die sich um körperliche Beschwerden ausgehend vom Bewegungsapparat kümmern, herrscht bis heute Unklarheit: Wann sollte man einen Physiotherapeuten und wann einen Orthopäden aufsuchen? Wann können Chiropraktiker helfen?

Ein Physiotherapeut kann laut der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. (LZG) sowohl bei der langfristigen Rehabilitation als auch der Prävention helfen: So hilft der Spezialist, nach Operationen oder Unfällen den Heilungsprozess voranzutreiben. Die ursprüngliche Leistungsfähigkeit des Körpers kann so wiederhergestellt werden. Bei Menschen, die besonders hohen körperlichen Belastungen ausgesetzt sind, kann eine Physiotherapie als Präventionsmaßnahme bei der Stärkung der Muskulatur helfen.

Chiropraktikern zufolge ist die Gesundheit von Wirbelsäule, Nacken und Rücken ausschlaggebend darüber, wie gesund sich der Rest des Körpers anfühlt und auch ist. Sind den Schmerzen weder ein Unfall noch Entzündungen oder Stress vorangegangen, könnten Gelenke verklemmt oder Muskeln verhärtet sein. Der Chiropraktiker macht die versteiften Areale mit ein paar Handgriffen wieder frei beweglich.

Chiropraktiker kümmern sich vor allem um das Einrenken und Lösen von Blockaden.
Chiropraktiker kümmern sich vor allem um das Einrenken und Lösen von Blockaden. © IMAGO / Design Pics

Fazit: Als erste Anlaufstelle empfiehlt sich in diesem Vergleich nach wie vor die orthopädische Arztpraxis. Der Arzt wird ihren Befund diagnostizieren und gegebenenfalls eine Therapie beim Physiotherapeuten verschreiben. Einen Chiropraktiker können Sie ohne Überweisung aufsuchen: Im Gegensatz zum breiten Aufgabenfeld eines Orthopäden über zahlreiche akute und chronische Beschwerden, kümmert sich der Chiropraktiker laut LZG vor allem um das Einrenken und Lösen von Blockaden.

Rückenschmerzen: Diese Fragen sind wichtig

Um die Ursache Ihrer Schmerzen bestmöglich identifizieren zu können, wird der Arzt Ihnen eine Reihe von Fragen stellen. Dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge stehen bei der ersten Anamnese die grundlegenden Schmerzcharakteristika im Vordergrund, darunter Lokalisation, Ausstrahlung, frühere Episoden sowie Behandlungen und mehr. Bemühen Sie sich, diese möglichst genau zu beantworten. Wichtig bei der Anamnese ist vor allem die Beantwortung der W-Fragen:

  • Was sind Ihre Beschwerden?
  • Wo genau haben Sie Schmerzen?
  • Wie stark sind Ihre Schmerzen?
  • Welche Begleiterscheinungen haben Sie?
  • Seit wann haben Sie Schmerzen?
  • Wie haben sich die Schmerzen seither entwickelt?
  • Wann am Tag treten die Beschwerden besonders stark auf?
  • Wie verändern sie sich bei Bewegung oder Ruhe?

Es gilt: Je mehr Einzelheiten Sie im Gespräch mit Ihrem Arzt mitbringen, desto genauer können Ihre Beschwerden definiert werden.

  • Sind sie vorerkrankt?
  • Handelt es sich um erstmalige oder wiederkehrende Schmerzen?
  • Falls es wiederkehrende Beschwerden sind: Wie sind diese bisher therapiert worden?
  • Falls die Schmerzen plötzlich aufgetreten sind: Hatten Sie einen Unfall?
  • Leiden Sie an einer psychischen Erkrankung?
  • Wie viel Stress haben Sie, privat und beruflich?
  • Wie viel Sport treiben Sie?
  • Welche Medikamente nehmen Sie regelmäßig ein?

Nach der Anamnese folgt die körperliche Untersuchung. Dabei hat der Arzt ein Auge auf körperliche Auffälligkeiten, aber auch Verspannungen, Reflexe und Beweglichkeit.